Test: Fujifilm X100S

die Seele der Fotografie

Die Bedienung
Über die Bedienung der X100S könnte man stundenlang schwärmen – oder sie einfach auf den Punkt bringen: Diese Kamera ist die perfekte Ausrüstung für die Strasse, für die Familie und auf Reisen. Ihre bescheidenen Abmessungen sorgen dafür, dass für sie immer Platz da ist, auch wenn sie nicht in die Hosentasche passt. Dazu kommen einige Merkmale, die nicht unerwähnt bleiben sollen.
Auch der Objektivdeckel fügt sich nahtlos ins Erscheinungsbild ein
Zentralverschluss. Zu den herausragenden Eigenschaften der X100S gehört der Zentralverschluss. Im Gegensatz zum Schlitzverschluss gibt während jeder noch so kurzen Belichtung immer einen Moment, an dem der ganze Verschluss offen ist. Deshalb kann bei jeder Verschlusszeit geblitzt werden, sogar bei einer 1/4000 Sekunde. Damit lässt sich das Motiv selbst dann noch mit einem Blitz aufhellen, wenn es im hellen Sonnenlicht bei offener Blende abgelichtet werden soll.
Geräuschpegel. Dank diesem Zentralverschluss arbeitet die X100S unglaublich leise. Selbst in einer absolut stillen Umgebung hört nur der Fotograf das zarte Klicken, das vom Zentralverschluss verursacht wird. Oder anders gesagt: Es gibt wohl keinen Ort auf der Welt, an dem das Geräusch der Kamera unangenehm auffallen könnte. Wer’s mag, kann zwischen drei simulierten Auslösegeräuschen wählen. Sobald Diskretion gefragt ist, wird die Kamera stumm geschaltet und der Blitz deaktiviert, indem die «Disp»-Taste etwas länger gedrückt wird.
Eine Kabelfernauslöser wie anno dazumal
ND-Filter. Falls zu viel Licht die Arbeit einschränkt, wird der eingebaute ND-Filter zugeschaltet. Er verschluckt drei Belichtungsstufen, sodass entweder längere Verschlusszeiten oder eine grössere Blendenöffnung erreicht werden.
Anzeigedauer nach der Aufnahme. Die kürzeste Anzeige des letzten geschossenen Bildes kann auf 0,5 Sekunden reduziert werden. Das ist lange genug, um im Sucher einen kurzen Blick auf die Aufnahme zu werfen – aber kurz genug, um nicht zu stören.
Burst-Mode. Die Kamera zeichnet entweder Einzelbilder oder Serienbilder mit 3 respektive 6 Bildern pro Sekunde auf. In der Bildeinstellung «RAW+JPEG» schaufelte die X100S 8 Bilder in sich hinein, bevor die Kamera weitere Auslösungen verweigerte und den Puffer auf die Karte schreiben musste. Bei JPEG-Aufnahmen wurden beachtliche 77 Bilder abgelichtet, bevor die Kamera ins Stottern geriet. Zum Einsatz kam eine schnelle SanDisk-Karte mit einer Übertragung von 30 MB/Sek.
Panorama-Funktion. Panoramas werden erstellt, indem die Kamera einfach über die Szene geschwenkt wird.
Belichtungsreihe. Die automatische Belichtungsreihe spielt leider Ihr Potenzial nicht aus. Sie schiesst drei Bilder mit einer maximalen Abweichung von plus minus einer Blende – definitiv zu wenig, wenn man der HDR-Fotografie frönt.
Filmsimulationen
Zu den Alleinstellungsmerkmalen der X-Serie gehören die Filmsimulationen. Sie orientieren sich an der Farbgebung der analogen Fuji-Filme. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Retro-Effekte im Instagram-Stil, sondern um leichte Verschiebungen in der Farbgebung.
Die X100S bietet in den Standard-Einstellungen weiche, zarte und fast schon ein wenig langweilig-neutrale Bilder, die auf der Farbgebung des Fuji-Films «Provia» basieren. Allerdings lassen sich die Werte für den Kontrast, die Sättigung und mehr anpassen, so dass man seinen eigenen Stil erarbeiten kann.
Zusätzlich kann die X100S neun weitere Filmsorten simulieren. Diese umfassen Fuji-Filme wie zum Beispiel den bunteren «Velvia» oder den weichen «Astia». Natürlich fehlt auch eine Schwarzweiss-Umsetzung nicht, die wahlweise durch einen simulierten Gelb-, Rot- oder Grünfilter ergänzt wird. Diese Filmsimulationen gehören denn auch zu den gewichtigsten Kaufargumenten.
Dasselbe Bild, in der Kamera 3x entwickelt
Das Schöne an den Filmsimulationen ist, dass man sich an das Thema herantasten kann. Wer seinen eigenen Stil für die JPEG-Aufnahmen sucht, fotografiert einfach im RAW-Format. Das Bild lässt sich anschliessend in der Kamera unterschiedlich «entwickeln», indem die Filmsimulationen und alle anderen Einstellungen nachträglich angewendet werden. Die fertigen Bilder speichert die X100S als JPEGs, so dass sie sich später am Rechner vergleichen lassen.
Autofokus …
Der Autofokus wurde dramatisch verbessert. Der Hybride arbeitet mit einer Mischung aus Kontrast- und Phasenerkennung. Selbst in dunklen Räumen findet er die Schärfe schnell und vor allem hochpräzise – vorausgesetzt, die angepeilte Stelle zeigt wenigstens einen minimalen Kontrast. Der Autofokus funktioniert meistens auch dann zuverlässig, wenn in schummerigen Umgebungen das Hilfslicht deaktiviert wird. Am besten schaltet man diese lästige Lampe also aus und sieht zu, wieweit das verfügbare Licht reicht.
… und manuelle Fokussierung
Und dann werden auch jene Fotografen bedient, die gerne manuell fokussieren. Wird die manuelle Fokussierung angewählt, kann immer noch automatisch fokussiert werden, indem auf der Rückseite die AF-L-Taste gedrückt wird. Die Feinarbeit erledigt anschliessend der Fokusring auf der Vorderseite.
Fokuskontrolle. Für die manuelle Fokussierung wird automatisch der digitale Sucher eingeschaltet. Ein Druck auf die Wippe an der Rückseite der Kamera vergrössert den Ausschnitt auf dem Display, damit die Schärfeebene besser ermittelt werden kann. Wer diese Vergrösserung in jedem Fall will, aktiviert in den Einstellungen die «Fokuskontrolle»; anschliessend vergrössert sich der Ausschnitt automatisch, sobald der Fokusring gedreht wird.
Schnittbild. Das Schnittbild war in den analogen Tagen das Mittel der Wahl, um die Schärfe zu kontrollieren. Dazu wurde eine scharfe Kante anvisiert, die bei Unschärfe leicht verschoben wirkte. Ziel war es, die Kante durch die Fokussierung wieder zur Deckung zu bringen. Genau dasselbe Verfahren kommt jetzt in der X100S zur Anwendung – allerdings nicht durch einen kleinen Kreis in der Mitte, sondern durch eine ziemlich grosse Fläche:
Schnittbild
Fokus-Peaking. Der letzte Schrei bei der manuellen Fokussierung. Alle Welt nennt diese Einrichtung «Fokus Peaking», Fujifilm spricht vom «Maximalen Glanzlicht-Fokus». Das erinnert ein wenig an den Sprachgebrauch in der alten DDR, doch das tut der Nützlichkeit keinen Abbruch. Beim Fokus-Peaking wird im Sucher jener Bereich weiss markiert, auf dem die Schärfe liegt. Bei einer Drehung am Fokusring wandert die Schärfe in Echtzeit über das Bild. Allerdings hätten wir uns eine andere Farbe gewünscht, als ausgerechnet ein unauffälliges Weiss. Aber das sind Dinge, die mit einem Firmware-Update behoben werden könnten.
Zwischen den Fokussierhilfen kann übrigens ganz einfach gewechselt werden, indem der Wippschalter auf der Rückseite gedrückt und nach links oder rechts gekippt wird.
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