Test: Sony a6300

Bildqualität

Meidet das kleine Kit-Zoom!

Wir haben uns im Rahmen dieses Tests ausdrücklich für das Zeiss Vario-Tessar 16-70 mm ƒ/4.0 entschieden. Die beliebtere (und wesentlich günstigere) Variante wäre das kleine Kit-Zoom 16-50 mm gewesen. Allerdings zeigt dieses Objektiv so heftige Randunschärfen, Abschattungen und Verzeichnungen, dass es der a6300 in keiner Weise gerecht wird. Wenn Sie sich für das kleine Zoom entscheiden, verschenken Sie einen Grossteil der Qualitäten, welche die a6300 bietet. Hier ein Muster der unkorrigierten RAW-Aufnahme. Man beachte die verbogenen Geraden und die schwarzen Bildecken:
Das kleinere Kit-Zoom von Sony wird dieser Kamera nicht gerecht
Quelle: PCtipp

Die Zeiss-Optik

Verarbeitung. Ganz anders das Zeiss-Zoom: Es gefällt bei der ersten Tuchfühlung durch seine solide Verarbeitung. Das Objektiv gibt nicht den Bruchteil eines Millimeters nach. Der Zoomring bietet genau den richtigen Widerstand: erfreulich leichtgängig, aber absolut präzise.
Das einzig wahre Kit-Zoom
Quelle: PCtipp
Schärfe. Ohne Übertreibung: Wenn sich das Thema um die Schärfe dreht, ist dieses Objektiv die meistdiskutierte Linse im ganzen Internet. Einige Rezensenten lieben das Objektiv, andere sind durchs Band enttäuscht. Manche berichten von einem unregelmässigen Schärfeverlauf, andere sind von der Abbildungsleistung sehr angetan. Kurz, dem interessierten Leser der Rezensionen tun sich Abgründe auf. Eigentlich müsste ich Ihnen raten, jedem Foreneintrag aus dem Weg zu gehen und dieses Objektiv blind zu kaufen – denn nach Hundert Kommentaren aller Couleur haben Sie immer noch keinen Durchblick, aber garantiert Kopfschmerzen.
Die teils heftigen Kritiken aus dem Internet können wir nicht bestätigen. Die Schärfe im mittleren Brennweitenbereich ist in der Mitte sehr gut. Zu den Rändern hin wird die Darstellung tatsächlich weicher. In der Praxis ist das längst nicht so tragisch, aber bei genauem Hinsehen problemlos zu erkennen. Bei der Kritik fliesst wahrscheinlich auch der psychologische Aspekt des Preises mit ein, denn dieses feine Zoom kostet rund 800 Franken.
Hier die Übersicht bei 45 mm (KB) mit Blende ƒ/6,3, 1/1250 Sekunde:
Übersicht
Quelle: PCtipp
Und hier der Crop aus der linken unteren Ecke:
Ein wenig zu weich – aber sonst OK
Hier ein weiteres Müsterchen mit 105 mm (KB), Blende ƒ/4.0 und 1/400 Sekunde:
Der Gesamteindruck ist gefällig …
Quelle: PCtipp
Im Detail:
… und die Schärfe gibt an den Rändern nur leicht nach: Brennweite 105 mm (KB), ƒ/4.0, 1/400 Sekunde
Wie stark diese kleine Schwäche gewichtet wird, bleibt dem Einzelnen überlassen. Da ich praktisch bei jedem Bild den Ausschnitt in der Nachbearbeitung noch einmal anpasse, stört mich diese Unschärfe nicht wirklich, weil sie oft genug einfach weggeschnitten wird – aber das kann man natürlich auch anders sehen. Dafür entschädigt das Objektiv mit Blende ƒ/4 im Telebereich von 105 Millimetern (KB): Das Zeiss-Objektiv wird zu einer ansprechenden Porträtlinse, mit der sich der Hintergrund gerade noch in der Unschärfe versenken lässt.
Freistellen im maximalen Telebereich und bei ƒ/4.0 geht … gerade noch so
Quelle: PCtipp
Belichtung. Irgendwie gehört es fast schon zum Markenzeichen der Sony-Kameras, dass sie meistens zu knapp belichten. Genau genommen könnte die Belichtung dauerhaft um eine halbe Blende nach oben korrigiert werden, dann stimmt der Eindruck bei den meisten Fotos.
Naheinstellung. Die Grenzen der Naheinstellungen liegen bei 35 Zentimetern. Damit lässt sich arbeiten.
Knackig scharf, aber wie immer bei Sony einen Tick zu dunkel
Quelle: PCtipp
Farben. Knackige Farben und kräftige Kontraste führen zu Bildern, die man gerne herumzeigt. Entscheidend ist die Wahl des JPEG-Stils: Mit der Bildanpassung Vivid (lebhaft) entstehen einwandfreie Ferienbilder. Mit der Einstellung Deep werden die Schwarztöne intensiviert und die Kontraste angehoben, sodass ausdrucksstarke Bilder entstehen. Wie bereits erwähnt, können bei jeder Einstellung der Kontrast, die Sättigung und die Schärfe individuell angepasst werden.
Chromatische Abberation. Praktisch nichtexistent.
Die chromatische Abberation glänzte im Test durch Abwesenheit
Quelle: PCtipp

Low-Light-Aufnahmen

ISO-Werte. Die a6300 fotografiert mit einer Empfindlichkeit von bis zu 51'200 ISO, wobei über das ganze Spektrum RAW-Aufnahmen möglich sind – ein Plus für alle, die Fotos zum Beispiel mit einer spezialisierten Software oder in Photoshop entrauschen möchten.
Tricks gegen Rauschen. Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit, drei Aufnahmen in schneller Folgen schiessen zu lassen. Anschliessend pflückt sich die Kamera die besten Bildeigenschaften heraus und setzt sie zu einem neuen, besseren Bild zusammen. Das funktioniert einwandfrei, allerdings nur mit JPEG-Dateien; die RAW-Originale werden leider nicht gespeichert.
Dämmerlicht. Im Dämmerlicht zeigt sich eindrücklich, wie schnell die Entwicklung der Sony-Sensoren voranschreitet. Beim Vorgänger erwies sich die hohe Auflösung von 24 Mpx eher als hinderlich: Bereits bei 800 ISO begannen feine Details ein wenig zuzuschmieren; bei 6400 ISO waren dann auch schon die Grenzen dessen erreicht, was man der a6000 zumuten sollte.
Bei der a6300 präsentiert sich die Situation anders. Bilder bis 6400 ISO sind absolut brauchbar und zeigen nur wenig Verlust in den Details. Bei 12'800 ISO schmieren die Details sichtbar zu; bei 25'600 ISO wird das Bild interessanterweise kaum schlechter. In der Stellung «Hi» pusht die Kamera die Empfindlichkeit auf 51'200 ISO, was das Foto wie die Spiegelung auf einer Schlammpfütze wirken lässt.
Hier die Übersicht:
Die Szene in der Übersicht
Quelle: PCtipp
Und hier die Crops:
… und die Crops
Doch in den meisten Situationen sind die hohen Empfindlichkeiten ein Gewinn. Meiden Sie die Stellung «Hi» und erfreuen Sie sich an dem, was mit hohen 25'600 ISO geboten wird. Hier ein weiteres Beispiel:
Selbst in der Nacht und bei 25'600 ISO …
Quelle: PCtipp
Und hier der Crop als SOOC-JPEG:
… produziert die a6300 brauchbare Bilder

Capture One 9: kostenlose Beigabe

Zum Kauf der Kamera gehört nach einer kostenlosen Registrierung die Profi-Software CaptureOne Express 9, die direkt beim Hersteller PhaseOne heruntergeladen werden kann. Sie funktioniert am besten mit RAW-Dateien und spielt bei den professionellen RAW-Konvertern in der ersten Liga. Diese spezielle Version für Mac und Windows funktioniert zwar nur mit Sony-Kameras, ist aber technisch topaktuell. Ausserdem erhalten Sie (natürlich) ein «vorteilhaftes Angebot» für die unlimitierte Version.
Capture One 9 ist so leistungsfähig wie fordernd
Quelle: PCtipp
Tatsächlich schafft dieser kostenlose Download einen echten Mehrwert. Die Möglichkeiten sind umfassend, die Resultate der RAW-Konvertierung stellen auch den anspruchsvollsten Profi zufrieden. Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass CaptureOne Express für engagierte Fotografen ausgelegt ist, die bereit sind, die ziemlich steile Lernkurve zu meistern. Diese Software erlernt man nicht an einem Wochenende. (Und auch nicht an zwei oder drei.)
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