Test: Apple iPad Pro 2024

Ein Tandem-OLED für Schwarzseher

Das iPad Pro ist das erste, dessen «Ultra Retina XDR Display» auf OLED basiert. Aber nicht auf irgendeinem OLED, sondern auf dem «Tandem OLED». Denn Apple will griffige Marketing-Begriffe, die sich schützen lassen und von der Masse abheben: Face ID, Pro Motion, Retina-Display, Fusion Drive … die Liste liesse sich schier endlos fortsetzen.
Doch abseits der Marketing-Trommeln wird sofort augenfällig: Dieses Display liefert! Wie man es von einem hervorragenden OLED erwartet, zeigt es pechschwarze Flächen, falls die pechschwarz sein sollen. Die sehr dunklen Stellen in einem Foto weisen immer noch nuancierte Zeichnung auf – und das gilt auch für enorm helle Passagen wie zum Beispiel Wolken, hinter denen die Sonne gerade noch durchbricht. Nachteil: Man muss das Display am eigenen Auge erfahren, denn Fotos und Screenshots können seine Qualitäten nicht demonstrieren.
Tiefstes Schwarz und Spitzlichter sind Tandem-OLEDs Lieblingsspeise
Quelle: Apple Inc.
Blooming. Was gänzlich fehlt, sind Anzeichen von Blooming. Dieser Begriff beschreibt einen leichten Schein um helle Objekte auf dunklem Hintergrund. Das klassische Beispiel sind weisse Schriften auf einer schwarzen Unterlage. Blooming zu den Nebenwirkungen einer LCD-Beleuchtung, wie sie beim iPad Pro eben nicht mehr zum Einsatz kommt.
SDR. Während der Vorgänger Standard-Kontraste (SDR, Standard Dynamic Range) mit einer Helligkeit von 600 Nits darstellen konnte, liefert das Tandem-OLED 1000 Nits. Das kennt man zwar von anderen Geräten und da geht noch mehr: So liefert das iPhone 15 Pro eine enorme Spitzenhelligkeit von 2000 Nits. Allerdings muss es auch keine 13 Zoll bespassen, sondern nur 6,7 Zoll.
HDR. Bei HDR-Inhalten (High Dynamic Range) liefert das neue iPad Pro eine Spitzenhelligkeit von fast schon unheimlichen 1600 Nits. Das ist zwar derselbe Wert wie beim Vorgänger, doch der musste eben auf OLED verzichten.
Tandem-OLED. Wie also schafft es Apple, die Helligkeit eines LCDs mit den Qualitäten eines OLEDs zu vereinen? Die Antwort liefert das erwähnte «Tandem-OLED». Dabei werden zwei OLEDs übereinandergelegt, um so eine höhere Helligkeit zu erzeugen.
Zwei Displays übereinander zeichnen für die hohe Leuchtkraft verantwortlich
Quelle: Apple Inc.
Geblieben sind natürlich auch jene Eigenschaften, die ein iPad Pro auszeichnen – und die man nach kürzester Zeit nicht mehr missen möchte.
True Tone. Sensoren messen die Farbtemperatur des Umgebungslichts und passen die Farbgebung auf dem Display an. Daraus resultiert eine sehr viel angenehmere Darstellung, ganz besonders am Abend bei gedämpftem Licht. Da jedoch True Tone die Farbdarstellung beeinflusst, lässt sich die Funktion deaktivieren.
ProMotion. Dieser Apple-Begriff steht für eine Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz, damit die Inhalte butterweich über das Display gleiten. Neu wird die Wiederholrate auf bis zu 10 Hz heruntergeregelt, statt wie bis anhin auf 24 Hz. Das geschieht nur bei statischen Inhalten automatisch und schont die Batterie.
Kein Always-On-Display. Das iPhone 15 Pro kann die Wiederholrate sogar auf bis zu 1 Hz reduzieren. Darum bietet es relativ gefahrlos ein Always-On-Display, das stets aktiv ist und Informationen zeigt – doch ohne dabei die Batterie über Gebühr zu belasten. Leider fehlt diese praktische Eigenschaft beim neusten iPad Pro.
Displayglas mit Nanotextur. Diese neue Option richtet sich an die Profis, die an das Farbmanagement und das Color-Grading höchste Ansprüche stellen. Apple spricht von geätztem Glas, das im Nanometerbereich gefertigt wurde. Es soll die Farbqualität als auch den Kontrast gleichermassen bewahren und gleichzeitig das Umgebungslicht streuen, um die Reflektionen deutlich zu reduzieren.
Diese Eigenschaften gibt es jedoch nicht umsonst – auch wenn man darüber hinwegsieht, dass dieses Glas zu einem Mehrpreis von 100 Franken führt. Denn die Darstellung reicht nicht an die Brillanz des Standardglases heran, sondern wirkt ein wenig matter. Das gebe ich hier allerdings ungefiltert so weiter, weil das Testgerät mit Standardglas geliefert wurde.
Tatsache bleibt: Dieses Glas muss man wollen – und auf der sicheren Seite bewegt sich nur, wer sich ein entsprechendes Gerät vorab in einem Apple Store oder bei einem Händler ansieht. Und dann geht es doch noch einmal ums Geld: Das alternative Glas bleibt den Geräten mit 1 TB und 2 TB Speicher vorbehalten, während die Modelle mit 256 GB und 512 GB nur mit dem Standardglas erhältlich sind.



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