Retro-Systemkamera 12.10.2021, 09:00 Uhr

Nikon Z fc im PCtipp-Test

Acht Jahre nach der Df lanciert Nikon ihre zweite Retro-Kamera. Dieses Mal aber mit einem ganz anderen Ansatz.
Die Retro-Optik der Z fc ist definitiv gelungen
(Quelle: Nikon)
Der Einstieg in die spiegellose Kamerawelt ist Nikon mit der Z-Serie geglückt. Ein solides Angebot an Vollformat- und APS-C-Kameras ist vorhanden, die Objektive werden auch immer mehr. Doch etwas fehlt noch: Eine Lifestyle-Kamera im Retro-Stil. Die Z fc soll diesen Bereich abdecken. Und zwar nicht nur was das Design angeht, sondern auch mit einem Funktionsumfang, der auf moderne Content-Ersteller ausgelegt ist.

Äusseres und Bedienung

Angelockt werden diese Content-Ersteller mit einem bestechenden Äusseren. Die Z fc ist im Stil der alten Nikon-Film-SLRs der F-Serie gehalten und macht ordentlich was her. Neben den den Design-Vorlagen aus der eigenen Firmengeschichte hat sich Nikon auch ein paar Dinge bei Fujifilm abgeschaut, welche diesen Retro-Stil in der modernen Ära perfektioniert haben. Insgesamt ist das Retro-Facelift mehr als gelungen und die Nikon Z fc ist heute mit Sicherheit eine der schönsten Kameras in jedem Verkaufsregal.
Die Ansicht von oben zeigt nicht nur die schicken Bedienelemente, sondern auch den fehlenden Griff
Quelle: Nikon
Während die Retro-Kur optisch ein voller Erfolg ist, hätten andere Bereiche eine etwas modernere Behandlung wohl ertragen können. Allem voran der Griff. Genau genommen dessen Absenz. Ja, die Ur-SLRs hatten auch keinen Griff. Das heisst aber nicht, dass das so besser war. Im Gegenteil: Die Kombination von fehlendem Griff und der rutschigen Kunstlederoberfläche führt dazu, dass die Z fc richtig mühsam zu halten ist. Eine Form von Tragegurt ist hier Pflicht, sonst landet die Kamera eher früher als später auf dem Trottoir. Ein Griff ist im Nikon-Shop als optionales Accessoire erhältlich. Wer seine Z fc aber als Kamera, und nicht nur als Regaldekoration verwenden möchte, kann sich die 150 Franken dafür gleich in den Kaufpreis mit einberechnen.
Den Griff gibt es optional für 150 Franken
Quelle: Nikon
Die Bedienung selbst dürfte vor allem für Fujifilm-Nutzer gewohnt sein. Nikon verwendet zwar einige eigene Ideen, ist aber grösstenteils an die gleichen Konzepte gebunden wie andere Hersteller von Retro-Kameras. Der ISO-Wert wird mit einem Rad oben links gesteuert, wobei das Rad nur bei gedrücktem Lock-Knopf dreht. Die Belichtungszeit ist in einem identischen Rad rechts des Suchers verbaut. Dazu kommen ein kleines Rad für die Belichtungskorrektur, ein Rad auf der Front für die Blende, ein Rad auf der Rückseite, das sich je nach Einstellungen anpasst, sowie ein dedizierter Video-Knopf. Wo sich Nikon vor allem von Fujifilm unterscheidet, ist bei den Schaltern unter den zwei grossen Rädern. Nikon verwendet den rechten davon als Wechselschalter zwischen Foto- und Videomodus, Links ist eine MASP-Auswahl verbaut, komplett mit Vollautomatik. Wer also eine Automatik verwenden möchte, wählt diese mit diesem Schalter aus. Die einzelnen Räder können nicht separat auf Automatik gestellt werden, wie das bei Fujifilm der Fall ist. Das ist dank dem MASP-Schalter auch nicht wirklich nötig, aber: Auf dem ISO-Rad fehlt die Auto-Option klar. Die einzige Möglichkeit, Auto-ISO zu aktivieren ist über das Schnellzugriffsmenü (i), und auch dort muss die Option erst manuell hinzugefügt werden.
Die restliche Bedienung ist etwa wie sonst auch üblich. Auf der Rückseite gibt es Knöpfe für die Fotogalerie, zum Löschen, für die Display-Einstellungen, den Autofokus-Lock und mehr. Alles in der gleichen Anordnung wie bei sonstigen Nikon-Kameras. Was fehlt, ist ein Joystick zum Verschieben des Autofokus. Stattdessen wird dieser mit dem Steuerkreuz bewegt. Auch Old-School, aber mehr 2010 als 1980. Wer über das Display fotografiert, kann den Fokus auch per Touch setzen. Sobald das Auge am Sucher ist, muss aber wieder das Steuerkreuz herhalten.
Die Buttons auf der Rückseite sind kaum überraschend. Der Joystick fehlt hingegen
Quelle: Nikon
Was die Verarbeitung betrifft, ist die Z fc ein interessanter Fall. Auf den ersten Blick scheint die Kamera ein schwerer Metallklotz zu sein. Nimmt man sie in die Hand, wirkt sie hingegen leicht, fast zu leicht. Bei genauerem Hinsehen fällt auf: Die Kamera ist solide verarbeitet und aus hochwertigem Aluminium und einer Magnesium-Legierung gebaut, alles sehr stabil. Allerdings erhält die Kamera durch einige Details einen etwas billig wirkenden Beigeschmack. Beispielsweise ist der Kunstlederüberzug, der einen grossen Teil der Front ausmacht, nicht nur rutschig, sondern auch ein wenig dünn auf der Brust. Dazu kommt das etwas gar zarte Türchen für den Akkuschacht. Zuletzt sind die nativ verfügbaren Objektive in der DX-Serie von Nikon allesamt eher leicht gebaut und wirken somit weniger stabil. Wie gesagt: Die Verarbeitung der Z fc ist eigentlich grundsolide, wenn man sich von den Details nicht ablenken lässt.



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