HTC Vive im Test: aufregend – im doppelten Sinn

Spiele, die wir getestet haben

Auflösung nach wie vor zu niedrig

Man merkt es aber gleich: Die Auflösung von je 1200 x 1080 Pixeln pro Auge ist trotz der immensen Rechenleistung einfach noch nicht gut genug für VR. Schriften sind manchmal schlecht leserlich. In VR-Foren und auf Reddit machen dazu viele weise Ratschläge die Runde: Man solle das VR-Headset nicht zu stark anziehen und es auch nicht zu lose anschnallen. Ich habe alles probiert und die Linsen nach vorne bzw. nach hinten verstellt und mit dem Pupillenabstand nachgeregelt. Weit entfernte Schriften werden dadurch trotzdem nicht viel leserlicher. Zu schnelle Kopf- und Augenbewegungen sind daher nicht ratsam. Der Fokus verlagert sich sonst ständig. Zum Glück hindert der rückseitige Headset-Kabelstrang den Spieler noch an zu vielen ruckartigen Bewegungen: Darüber will man nämlich besser nicht stolpern. Allerdings ist uns das fast nie passiert. Der Kabelstrang ist so dick, dass man ihn sowieso immer an den Beinen spürt. So viel zum Thema Kabel.
Ein Hauptproblem ist der ersten VR-Generation ist der rückseitige Kabelstrang des Headsets
Quelle: PCtipp

VR mit der HTC Vive macht Spass

Aber der Spass beginnt eigentlich bei den Spielen. Und hier kann man oft ein Auge zudrücken. In Animation wirkt alles flüssig und dank des präzisen Positionstrackings wird es einem wirklich selten bis gar nie übel. Die Grafik ist in vielen Spielen dank zahlreicher Polygone sehr eindrücklich. Trotzdem sind Subpixel immer noch deutlich zu erkennen, wenn z.B. das Bild auf einmal dunkler wird. Anfangs hält man es als untrainierter VR-Neuling ohnehin nur ca. eine Stunde aus, weil gewisse Spiele mehr als nur die Hände erfordern. Genau das animiert aber immer wieder zur Rückkehr in die virtuelle Welt, weil es sich wirklich wie ein völlig neuartiges Spielerlebnis anfühlt. Folgende Spiele haben uns besonders gefallen:

Space Pirate Trainer

Space Pirate Trainer ist sowas wie ein Arcade-Shooter. Es geht nur um High Scores. Mit zwei virtuellen Waffen setzt man herannahende Drohnen mit Laserschüssen ausser Gefecht. Dabei gilt es, den Schüssen mit dem Oberkörper oder durch Ducken auszuweichen. Wer das nicht effizient genug macht, holt nie viele Punkte. Das macht unglaublich Spass. Man will immer wieder zurück und den nächsten Highscore knacken.

Brookhaven Experiment

Brookhaven Experiment ist ein noch unfertiges Horror-Shooter-Spiel. Eines der besonders gruseligen Art. In der Demo hält man in der einen Hand eine Taschenlampe und in der anderen eine Waffe. Was einem bei diesem Spiel das Blut in den Adern gefrieren lässt: Man steht einfach nur da und hält Ausschau nach Zombies, die zähnefleischend aus weit entfernten Gebüschen hervorkrabbeln und sich Schritt für Schritt dem Spieler nähern. Eingeschüchtert, schaut man immer wieder nach links, nach rechts respektive nach hinten, ob noch irgendwo ein Untoter in die Nähe rückt. Verpasst man es, einem der Menschenfresser die Birne wegzublasen, kommt der Schock: Einer der Zombies steht auf einmal in voller Körpergrösse vor Ihnen und greift Sie an. Spiel vorbei.

Apollo 11

In der VR-Erfahrung Apollo 11 schlüpft man in die Rolle des Astronauten Neil Armstrong. Eine echte VR-Doku sozusagen mit authentischen Zitaten. Dabei kann man genüsslich mehrere Sequenzen in der 360-Grad-Ansicht geniessen. Man beschreitet anfangs die Apollo-Landefähre, betrachtet das Cockpit der Rakete mit allen Details und blickt aus dem Weltall auf die Erde. Auf dem Mond kann man sich frei bewegen und dabei die Umgebung samt wissenschaftlicher Gerätschaft erkunden. Das Ganze dauert etwa 45 Minuten und ist teilweise recht eindrücklich.

Neues Spielerlebnis in jeder Hinsicht

Wir haben uns noch einige andere Titel angeschaut. Namentlich beispielsweise «Audioshield»: Ein Spiel, in dem man nach den Beats eines gewählten Lieds verschiedenfarbige Meteore mit Farbschildern in den Händen abwehrt. Das macht wirklich Spass, ist aber letzten Endes auch nicht mehr als eine Art Spielhallenerlebnis. Im aufwendig gemachten Zelda-ähnlichen Rollenspiel «Vanishing Realms» haben wir uns voll ins Spielgeschehen hineinversetzt gefühlt: Es ist so, als würde man selber in schummrigen Dungeons echte Feuerfackeln in den Händen halten und auf dem Boden kriechen. In der Myst-Adaption «The Gallery Episode 1: Call of the Starseed» spaziert man auf einer verlassenen Insel, hebt Gegenstände auf und interagiert mit seinen eigenen Händen, statt wie früher mit dem Mauszeiger.
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Autor(in) Simon Gröflin



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