Sprachfluch(t) 14.05.2022, 11:00 Uhr

Kommentar: Apple im Gender-Wahn

Apple gendert jenseits von Gut und Böse. Wenn Sie keine Lust auf die moralische Führung eines Billionenkonzerns verspüren, gibt es einen Ausweg. Allerdings ist er mit Kompromissen behaftet.
MacOS-Screenshot. "Benutzer:innen" ist hervorgehoben
Die «Benutzer:innen & Gruppen» markieren lediglich die Spitze des Eisbergs
(Quelle: PCtipp.ch)
Dass sich Apple zu «den Guten» zählt, ist weit herum bekannt. Schliesslich lässt der Konzern kaum eine Möglichkeit ungenutzt, um uns über den epischen Kampf für mehr «Wokeness» auf dem Laufenden zu halten – ob es uns interessiert oder nicht. Und natürlich mögen Apples Vorsätze zu Gleichheit und Diversität löblich sein. Doch dummerweise leben die Kalifornier diese Kultur nicht nur hinter ihren eigenen vier Wänden, wo sie hingehört, sondern tragen sie mit geradezu sektiererischem Eifer in die Welt hinaus.
Deshalb wird seit macOS 12 «Monterey» bei jeder Gelegenheit gegendert, was das Zeug hält. Das beginnt in den Systemeinstellungen bei «Benutzer:innen & Gruppen» (siehe Abbildung oben), geht bei Apple Music mit seinen «Künstler:innen» weiter und verschont nicht einmal die unscheinbare Aktivitätsanzeige, die die Auslastung nach «Benutzer:innen» sortiert. So sieht also wahre Gleichberechtigung aus! 
Nur zwei Beispiele aus einer langen Liste
Quelle: PCtipp.ch
Heute können wir uns bei Bruce Horn und Steve Capps bedanken, den Urvätern des Finders: Sie entschieden 1984, dass der Doppelpunkt das einzige verbotene Zeichen für die Benennung von Dateien und Ordnern ist, denn mit ihm trennt das System intern die Verzeichnisse. Wäre dem nicht so, würde das Kürzel Command+N heute wohl zu diesem Objekt führen:
Im Screenshot ein Ordner, beschriftet mit "Neue:r Ordner:in"
Danke Bruce, danke Steve – auch wenn Ihr es damals nicht voraussehen konntet
Quelle: PCtipp.ch
Doch nur zu ätzen hilft nicht. Stattdessen stellt sich die Frage, wie diese Entgleisungen zumindest entschärft werden können. Die einfachste Lösung wäre natürlich eine alternative deutsche Sprachdatei im System. So wie macOS seit jeher zwischen «Deutsch – Schweiz» und «Deutsch – Deutschland» unterscheidet, könnte einfach eine weitere Lokalisierung hinzugefügt werden, für alle, die es so sehr lieben, einen Doppelpunkt mitten in einem Wort zu sehen. Doch für dieses Anliegen wird Apple wohl kein Verständnis zeigen.

Radikal: Systemsprache umstellen

Der radikalste Bruch besteht im Ändern der Systemsprache: weg vom kaputten Deutsch, hin zu einer anderen Sprache, die Ihnen vielleicht genauso liegt.
Öffnen Sie dazu die Systemeinstellung Sprache & Region. Klicken Sie unten links auf das Pluszeichen (1) und wählen Sie eine alternative Sprache, die Sie in der Liste ganz nach oben schieben. (2) Diese Sprache gilt nach einem Neustart für macOS und alle Programme, die ebenfalls auf diese Lokalisierung zurückgreifen können. Die Tastaturbelegung (3) funktioniert in jedem Fall unabhängig, Sie arbeiten also weiterhin mit dem Layout Ihrer Wahl.
macOS bietet unter der Motorhaube unzählige Sprachen
Quelle: PCtipp.ch
Im Detail: Wenn Sie Portugiesisch als alternative Sprache wählen, dann werden auch alle Apps umgeschaltet, die eine portugiesische Lokalisierung vorweisen können. Wenn das nicht der Fall ist, wird die englische Lokalisierung hinzugezogen – es sei denn, Sie entscheiden sich für eine andere, verfügbare Sprache (dazu gleich mehr). Grundsätzlich sind alle Sprachkombinationen zwischen macOS, Programmen, Tastaturen oder Datumsformaten möglich.



Kommentare
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Leo52
15.05.2022
Das Gendern ist ein Gräuel! Von der einst so schönen deutschen Sprache bleibt nach dieser Vergewaltigung nichts mehr übrig. Der Tipp ist wahrscheinlich auch auf Windows-Systemen sehr hilfreich.

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Salodurum
15.05.2022
Liebe Benutzer:innen und aussen an den Computer:innen und aussen...

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stebra
16.05.2022
Danke - das hat richtig gut getan. Besonders schlimm ist es, wenn englische Bezeichnungen, die kein Gender kennen, gegendert werden: Z.B. User:in. Oder juristische Personen: Betreiber:in (z.B. eines Kraftwerkes), Stromversoger:in. Wennschon dennschon müsste man konsequent sein: Mensch:in, Mitglied:in, Engel:in, Fachkraft:in, Koryphäe:in, Lotse:in, Gast:in. Und wie spricht man eine Frau Müller, Frau König usw. korrekt an? Zu beachten: die Studierenden statt Studenten ist gefährlich: Aus Fahrer werden Fahrende. Wer beherrscht bzw. befraut nun die Sprache? Ist das herrlich oder dämlich? Die Sprache lebt vom Zusammenhang (z.B. Bank) und Bildern (nicht nur in Form der klassischen Sprichwörter). Eine formal korrekte Sprache wird es nie geben. Auch in den Symbolen gibt es viel zu tun: Toiletten könnten gar nicht mehr unterschieden werden. Wieso ist das überhaupt nötig?

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gaessu
17.05.2022
/Ironie on Schön, dass sich Apple endlich um die wirklich wichtigen Probleme unserer Gesellschaft kümmert. /Ironie off Man kann auch geschlechtsneutral schreiben oder sprechen, ohne dass es blöd aussieht oder blöd klingt. Das wusste Josef Venetz-Gassner schon vor ca. 30 - 35 Jahren, als er das TV-Publikum im schönsten Walliserdeutsch zum "Wort zum Sonntag" begrüsste: "Güeten Abend, liebi Liit" (Guten Abend, liebe Leute). Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? ;-)

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carla_b
23.03.2024
Es gibt eine gute Neuigkeit: Bayern hat das Gendern in Schulen und Behörden verboten und andere Bundesländern wollen folgen: https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/gendern-schule-bayern-verbot-soeder-behrde-sprache/ In Bayern gibt es viele Fälle, in denen den Schülern die Verwendung eines iPads vorgeschrieben wurde - z.B. in der Mittelschule Feldkirchen-Westerham. Oder zu prüfen wäre auch, ob es in einem Gemeinschaftsraum zur PC-Schulung oder in Sekretariaten von Schulen in Bayern zum Beispiel iMacs oder MacBooks gibt. Diese dürfen wegen der neuen Gesetzeslage nicht mehr mit dem aktuellen Betriebssystem und dem darin vorgenommen Gendern verwendet werden. Sie sind im gegenwärtigen Zustand im Schulbereich wertlos. Im Behördenbereich ebenfalls. Die Frage ist, ob Apple seine rechtsstaatliche Verpflichtung freiwillig erfüllen wird durch ein schnellstmögliches Update, durch das dieser Gender-Stern-Fehltritt entfernt wird. Oder die Firma Apple riskiert einen öffentlichen Imageverlust, wenn sie erst durch eine Klage oder Musterklage zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen gezwungen werden müssen. Denn wenn sich die Befürworter dieser sprachlichen Entgleisung innerhalb der Führungsetage von Apple Deutschland über die neue Rechtslage rechtswidrig hinwegsetzen sollten, dann bliebe zum Beispiel für betroffene bayerische Schüler nur, sich ein Gerät (Tablet, Laptop, Desktop) mit Android- oder Windows-Betriebssystem zuzulegen. Denn darin wird die korrekte deutsche Sprache dargestellt und es findet keine undemokratische Bevormundung der Benutzer statt wie bei Apple Deutschland. Der dadurch entstandene Schaden muss dann von Apple im Rahmen eines Schadenersatzes ausgeglichen werden. Sprich, jeder bayerische Schüler hat einen Schadenersatzanspruch gegenüber Apple und muss den Kaufpreis des von ihm angeschafften Apple-Gerätes erstattet bekommen. Sollten Schulen Apple Geräte gekauft haben für ihre Schüler, dann haben die Schulen einen Schadenersatzanspruch gegenüber Apple. Für Behörden gilt selbiges analog. Dabei sollte für ganz Bayern und in den nachfolgenden Bundesländern eine nicht unerhebliche Summe zusammenkommen. Vielleicht gibt es einen Rechtsanwalt, der diesen Fall mit garantierter Öffentlichkeitswirkung übernehmen wird. Apple anschreiben, ein Update einfordern und wenn selbiges wirklich abgelehnt wird seitens Apple, dann Musterklage einreichen und Mitteilung an alle wichtige Pressevertreter. Die Frage war doch von Anfang an, wieso eine amerikanische Firma auf die Idee kommt, die deutsche Sprache zu verändern. Was würde man in den USA sagen, wenn eine deutsche Firma die amerikanisch-englische Sprache einfach verändern würde? Es bleibt zu hoffen, dass die Firma Apple nun schnellstens ihrer Verpflichtung zur Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit in Bayern nachkommt.

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Holzbock
23.03.2024
Ich bin jetzt gerade ein bisschen hin- und hergerissen: Zwar teile ich eure Meinung und diejenige der Söder-Regierung bezüglich des Gender-Unsinns voll. Schade fände ich anderseits, wenn Apple deswegen Marktanteile verlieren und/oder von Schulen verbannt würde. Diejenigen von uns, die schon lange dabei sind, können sich noch erinnern, wie gut die Apple-Präsenz an Schulen und Unis (und natürlich auch in der grafischen Branche usw.) in der Anfangszeit für die Verbreitung der Marke war. Ausserdem frage ich mich ein wenig, ob man in der Apple-Zentrale tatsächlich Kenntnis hat von der Relevanz/Umstrittenheit des Themas im deutschen Sprachraum. Wäre es nicht vielleicht denkbar, dass die Verhunzungsentscheidung bezüglich der deutschen Sprachpakete auf einer niederigeren Konzernstufe getroffen wurde? Tim Cook et al. werden kaum fliessend Deutsch sprechen - oder täusche ich mich da?

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Leo52
25.03.2024
Bei Apple in Cupertino wird sicherlich nicht g…! Ich denke, dass sich in der Führungsetage von Apple Deutschland die Pisa-Misere spürbar bemerkbar macht!

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Leo52
25.03.2024
Das Gendern englischer Begriffe erinnert fatal an den Ausspruch Kaiser Wilhelms II, welcher mit dem Spruch "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!" in die Geschichte einging. Das von den Grünen propagierte G… englischer und französischer (Arte!) Begriffe ist Sprachimperialismus pur und verabscheuungswert!