Wer im Glashaus sitzt …
10.06.2025, 11:07 Uhr
Das war die WWDC 2025
Auch bei der diesjährigen Keynote erfuhren die Apple-Anwender, was im Herbst auf sie zukommt. Dabei sind alle Augen auf das neue Design gerichtet.

Flüssiges Glas war dieses Jahr in aller Munde – und auf allen Plattformen vertreten
(Quelle: Apple Inc.)
Apples jährliche Entwicklerkonferenz (WWDC) wird nicht nur von Software-Entwicklern mit Spannung erwartet. Schliesslich offenbart sich auch, welche Neuerungen im Herbst bei allen Anwendern Einzug halten werden.
Eine lebendige Oberfläche
Heuer stand jedoch mit wenigen Ausnahmen das Re-Design aller Benutzeroberflächen im Mittelpunkt: «Liquid Glass» (flüssiges Glas) sorgt für einen modernen, frischen Look. Mehr noch: Die Bedienelemente und Menüs gewinnen wieder an Plastizität, nachdem sie seit iOS 7 im Jahr 2013 immer flacher wurden – und dadurch viel von ihrem einstigen Charme einbüssten.

Aus der Nähe betrachtet, hier am iPhone: die Bedienelemente sehen nicht nur aus wie Glas, sondern verhalten sich bei der Lichtbrechung entsprechend
Quelle: Apple Inc.
Diese konsequente Umsetzung quer über alle Plattformen hat Apple zum Anlass genommen, die Versionsnummern zu vereinheitlichen. In Zukunft wird ausschliesslich die Jahreszahl relevant. Heuer werden also macOS 26, iOS 26 oder watchOS 26 erscheinen.
iOS 26: der Kommunikationsassistent
Die Neuerungen von iOS 26 halten sich eher in Grenzen. Besonderes Augenmerk verdient die neue Kamera-App: Sie gehört vermutlich zu den besten und intuitivsten Apps, die jemals entwickelt wurden. Doch auch sie ächzt zunehmend unter der Last der Funktionen. Die nächste Version wird nicht nur in flüssiges Glas getaucht, sondern auch radikal vereinfacht: Bei der Aufnahme wird nur noch zwischen Fotos und Videos unterschieden; alle anderen gehobenen Funktionen werden nur bei Bedarf eingeblendet.

Die Kamera-App wirkt herrlich spartanisch und zeigt ihre umfangreichen Möglichkeiten erst auf Verlangen
Quelle: Apple Inc.
Die Telefon-App vereint nun unter einem Layout die Favoriten, die Anrufliste und die Voicemails. Das neue «Anruf-Screening» reduziert Unterbrechungen: Dabei werden Anrufe von unbekannten Nummern automatisch beantwortet, um den Namen und die Absichten des Anrufers zu erfragen. Danach steht es einem frei, den Anruf anzunehmen oder zu ignorieren.

Flüssiges Glas, so weit das Auge reicht; und dank den umfangreichen Möglichkeiten zur Anpassung ist es noch leichter, ein einmaliges Outfit zu erstellen
Quelle: Apple Inc.
In der App «Nachrichten» lassen sich Nachrichten von unbekannten Absendern besser filtern. Neu ist auch die Möglichkeit, in der App direkt Umfragen zu erstellen. Vor allem aber lassen sich Konversationen in unterschiedlichen Sprachen direkt übersetzen, um Sprachbarrieren niederzureissen. Diese Übersetzungen sind Bestandteil von Apple Intelligence, sodass wahrscheinlich nur das iPhone 15 Pro und die iPhone-16-Modelle zum Handkuss kommen.
Und wie immer bekommt auch CarPlay sein Update im Kielwasser von iOS. Hier wurde vor allem an der Benutzeroberfläche gefeilt, einschliesslich einer kompakten Ansicht für eingehende Anrufe, angeheftete Konversationen sowie Widgets und Live Activities.
Mindestanforderungen: iPhone 11, iPhone SE der 2. Generation und neuer. Für Apple Intelligence: iPhone 15 Pro sowie alle iPhone-16-Modelle.
macOS 26: Abgesang auf Intel
Auch macOS 26 ‹Tahoe› erstrahlt im neuen Glanz. Funktional liegt der Fokus auf zwei Schwerpunkten: der verbesserten Telefon-Integration und der aufgerüsteten Suchfunktion «Spotlight».

Natürlich ist auch unter macOS 26 «Liquid Glass» das beherrschende Thema
Quelle: Apple Inc.
Die neue Telefon-App vertieft die eh schon enge Zusammenarbeit mit dem iPhone. Nicht nur, dass Anrufe bequem zwischen den Geräten herumgeschoben werden können. Die neue Telefon-App bietet ausserdem die gleichen vertrauten Funktionen wie auf dem iPhone: einschliesslich der Anrufliste, den Favoriten und Voicemails. Dazu kommen die Neuerungen von iOS 26, wie der Anruffilter. Apple Intelligence greift auch an anderer Stelle ein, indem nicht nur Nachrichten aus anderen Sprachen übersetzt werden, sondern sogar Videochats.

Die neue Telefon-App am Mac bringt ihn noch näher mit dem iPhone zusammen
Quelle: Apple Inc.
Spotlight, Apple eigene Suchfunktion, ist seit vielen Jahren ein treuer Begleiter und hilft vor allem auf dem Mac, Daten und Ereignisse aufzustöbern. Neu ist es auch möglich, über das Eingabefeld der Suchfunktion direkte Aktionen auszulösen, wie etwa den E-Mail-Versand oder die Erstellung einer neuen Notiz, ohne dass dazu in die App gewechselt werden muss. Die Suchergebnisse werden einer intelligenten Sortierung unterzogen. Mehr noch: Auch die Cloud-Speicher von Drittanbietern werden nun durchsucht.
Die alte Garde
Die bange Frage vor der Keynote lautete: Werden Macs mit Intel-CPU noch unterstützt? Jetzt ist es offiziell: macOS 26 ‹Tahoe› wird die letzte grosse Version sein, die Intel-basierte Macs unterstützt. Anschliessend erhalten diese Rechner noch Sicherheitsupdates für 3 Jahre. Zu den unterstützten Intel-basierten Macs gehören das MacBook Pro (16 Zoll, 2019), das MacBook Pro (13 Zoll, 2020, mit vier Thunderbolt 3-Anschlüssen), der iMac (27 Zoll, 2020) und der Mac Pro (2019).
Die Rosetta-2-Umgebung, dank der Intel-Anwendungen auch auf Macs mit M-SoC laufen, wird voraussichtlich noch bis und mit macOS 27 unterstützt, dann gehen auch dort die Lichter aus. Diese Frist soll den Entwicklern helfen, ihre Anwendungen bis dahin komplett auf M-Macs zu portieren.
Mindestanforderungen: macOS 26 ‹Tahoe› läuft auf allen Rechnern mit Apples hauseigenem M-SoC, sowie auf den oben erwähnten Modellen.
iPadOS 26: näher am Mac denn je
Während sich «Liquid Glass» quer durch die Erscheinungsbilder zieht, ist das iPad auch bei den Funktionen der grösste Nutzniesser der neuen Systeme. Allerdings herrschte hier auch der grösste Nachholbedarf: Immer lauter und zahlreicher wurden die Stimmen, die dem System vorwarfen, den Möglichkeiten der Hardware weit hinterherzuhinken. Doch jetzt bewegt sich das iPad endlich mit grossen Schritten in die richtige Richtung und nähert sich dem Mac an, ohne dabei seine Herkunft und seinen Charakter zu verleugnen.
Multitasking, Mac-like
Maus und Tastatur lassen sich schon lange mit dem iPad verbinden, doch der Umgang wirkte stets wie ein Krücke, angefangen beim etwas befremdlichen, weil kreisrunden Mauszeiger. Der sieht nun endlich so aus, wie wir es gewohnt sind. Viel mehr noch: Die Fenster bekommen die Schliessflächen des Macs, lassen sich dynamisch skalieren. Auch die Menüleiste am oberen Rand fehlt nicht, wenn sie denn gewünscht wird. Damit wird der etwas gar simple Stage Manager hinfällig, der erst 2023 mit iPadOS 16 eingeführt wurde. All diese Funktionen sind jedoch optional. Wer an ihnen keinen Geschmack findet, kann das iPad genauso bedienen, wie bis anhin.

Dass wir das noch erleben dürfen: Das iPad nähert sich mit iPadOS 26 deutlich an den Mac an, sogar mit Menüleiste
Quelle: Apple Icn.
Bei diesem Update kommt eine breite Palette an iPads zum Zug. Im Gegensatz zum Stage Manager ist das neue Multitasking nicht nur auf dem iPad Air und Pro, sondern auch auf dem iPad mini und Einsteiger-iPads verfügbar – solange iPadOS 26 unterstützt wird. Hingegen bleibt der Betrieb von externen Displays weiterhin den iPads mit M-SoC vorbehalten.
Besseres Datei-Management
Ein weiterer, lauter Kritikpunkt wurde angegangen: das Datei-Management, das anspruchsvollen Anwendern regelmässig die Laune eintrübt. Die neue «Dateien»-App bietet eine neue Listenübersicht, die neben den Dateinamen auch weitere Dateieigenschaften anzeigen kann – ganz so, wie man es vom Finder her kennt. Da Ordner jetzt genau wie am Mac farblich markiert werden können, werden auch diese Merkmale über iCloud synchronisiert. Zusätzlich werden auf dem iPad auf Wunsch standardmässig in einer bestimmten App geöffnet, also zum Beispiel ein PDF in der App «PDF Expert».

Der neue Dateimanager beherrscht nicht nur viel mehr Funktionen, sondern synchronisiert auch Eigenschaften, die unter macOS 26 zugewiesen werden, wie zum Beispiel farbige Ordner mit Symbolen
Quelle: Apple Inc.
Apropos PDF: Die Mac-Anwendung «Vorschau», das bordeigene Universalwerkzeug für das Betrachten und Manipulieren von PDF-Dateien, hat den Sprung auf das iPad geschafft. Hier lassen sich nun PDFs bearbeiten, ausfüllen, unterschreiben und verschicken.
Mindestanforderungen: ab iPad Pro 11 Zoll der ersten Generation (2018), ab iPad Air der 3. Generation (2019), ab iPad der 8. Generation (2020) und dem iPad mini der 5. Generation (2019).
tvOS 26: neuer Glanz
Apple TV ist für viele Film- und Serien-Enthusiasten die Setup-Box schlechthin: Mit einer schnellen, eleganten Oberfläche und einer Bedienung, mit der die ganze Familie vom Fleck weg klarkommt. Mit tvOS 26 hält auch hier «Liquid Glass» Einzug. Andere Neuerungen betreffen weniger die Hardware, sondern vor allem die Apple-eigene Software: Die neuen, attraktiven Poster-Artworks laden zum Stöbern in den Filmen und Serien ein. Profile werden auf Wunsch beim Wecken des Apple TV angezeigt, sodass der Nutzer direkt den persönlichen Empfehlungen, Watchlists und Playlists springen kann.

Für unzählige Cineasten ist Apple TV der ungekrönte König unter den Setup-Boxen
Quelle: Apple Inc.
Mit dem neuen «Music Sing-Feature» wird das Apple TV zur Karaoke-Maschine, wobei das iPhone das Mikrofon stellt. Die Stimme wird direkt über die TV-Lautsprecher verstärkt, Echtzeit-Songtexte und visuelle Effekte unterstützen die Performance. Da die Songtexte nicht nur angezeigt, sondern mit einer Übersetzung samt Aussprachehilfe geliefert werden, können wir nun auch in Koreanisch mitbrüllen. Und zu guter Letzt lassen sich AirPlay-fähige Lautsprecher dauerhaft als Ausgabegerät festlegen; zuvor war nur eine temporäre Umschaltung möglich.
Mindestanforderungen: Apple TV HD 4. Generation (2015), Apple TV 4K (alle Generationen). Liquid Glass ist nur auf Apple TV 4K der 2. und 3. Generation verfügbar. Die Karaoke-Funktion erfordert ein Apple TV 4K der 3. Generation sowie ein iPhone 11 oder neuer.
watchOS 26: ein Segen bei Hörproblemen
Bei watchOS 26 verändert «Liquid Glass» die Anmutung der smarten Uhr massgeblich, vor allem bei den Smart-Stapeln, den Benachrichtigungen und im Kontrollzentrum. Der Smart-Stapel wird gemäss Apple deutlich intelligenter, denn er nutzt nun zusätzliche Daten aus dem Kontext und den Sensoren, um die Vorschläge noch besser an die aktuelle Situation anzupassen.
Mit Workout Buddy führt Apple eine KI-gestützte Trainingserfahrung ein. Das System analysiert Trainingsdaten wie Herzfrequenz, Tempo und zurückgelegte Distanz, um personalisierte Motivationshinweise während des Workouts zu erteilen. Die Sprachausgabe basiert dabei auf den Stimmen der Fitness+-Trainer und erfordert ein kompatibles iPhone in der Nähe.

watchOS 26 fokussiert auf Sport, aber auch auf intelligente Funktionen zur Hörunterstützung
Quelle: Apple Inc.
Die Live-Übersetzung in der Nachrichten-App ist hingegen den neueren Modellen der Series 9, 10 und Ultra 2 vorbehalten. Die Telefon-App erhält praktische Funktionen wie eine Warteschleife, die auch mit iOS 26 eingeführt wird – oder «Hold Assist», um unbekannte Anrufer nach ihrem Namen und dem Grund des Anrufes zu fragen.
Eine neue Handgelenks-Geste sorgt dafür, dass Benachrichtigungen durch ein einfaches Drehen des Handgelenk verworfen werden. Für Menschen mit Hörbehinderung oder Gehörlose bringt watchOS 26 die verbesserten «Live Listen Controls» samt Echtzeit-Untertiteln auf der Watch: Damit werden Vorträge oder Gespräche über das iPhone erfasst, während die Apple Watch die Live-Untertitel generiert.
Mindestanforderungen: ab Apple Watch Series 6, ab Apple Watch SE (2. Generation) sowie alle Modelle der Apple Watch Ultra; beim iPhone muss es sich um ein iPhone 11 oder neuer handeln. Einige Funktionen verlangen nach Apple Intelligence und somit die Kopplung mit einem iPhone 15 Pro oder einem iPhone 16.
… und noch viel mehr
Und natürlich wird es auch bei den neuen Systemen zahlreiche kleine Neuerungen geben, die sich erst im Lauf der Zeit offenbaren. So ist die überarbeitete «Notizen»-App nun in der Lage, Texte mit Markdown-Formatierungen zu exportieren, was sie deutlich näher an die Möglichkeiten einer Textverarbeitung bringt. Die «Nachrichten»-App bringt wiederum neue Filterfunktionen und mehr Lösungen für den Umgang mit unerwünschten Kontaktaufnahmen. Und so weiter.
Fazit
Unter dem Strich wird diese Keynote wohl kaum im kollektiven Gedächtnis der Apple-Anwender haften bleiben. Dazu waren die Neuerungen zu überschaubar. Doch was bleibt, sind viele kleine Verbesserungen sowie ein neues Design, das wieder mehr Leben in die Benutzeroberflächen der Systeme bringt.
Die Entwickler-Betas der Systeme sind bereits verfügbar, die öffentlichen Betas sind für Juli angekündigt. Wie immer wird mit einer Veröffentlichung der finalen Versionen im Herbst gerechnet.
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