Trainingscamp für intelligente Maschinen

Spezialtraining: Menschen nachahmen

Hat der Roboterarm die Vorschule durchlaufen und gelernt, Sprache zu verstehen, Bilder zu erkennen und einfache Bewegungen durchzuführen, schickt Nava ihn ins Spezialtraining. Dabei lernt die Maschine zum Beispiel die Bewegungen einer menschlichen Hand beim Einschenken eines Biers nachzuahmen. «Da es sich um sehr spezifische Bewegungsabläufe handelt, reicht es nicht mehr aus, auf bereits bestehende Modelle zurückzugreifen», so Nava.

Daher zeigt er seinem Lernalgorithmus Videoaufnahmen einer Hand, die ein Bier einschenkt. Auf der Grundlage weniger Beispiele versucht der Roboter, diese Bewegung zu imitieren. Dabei greift er auf all jene Bewegungen zurück, die er bereits in der Vorschule gelernt hat. Würde der Roboterarm keinerlei Vorwissen mitbringen, wäre er schlicht nicht in der Lage, einen so komplexen Bewegungsablauf nachzuahmen.

«Schenkt der Roboter das Bier ein, ohne etwas zu verschütten, dann sagen wir dem Lernalgorithmus ‹gut gemacht› und er prägt sich diese Bewegungsabfolge ein», erklärt Nava. Dieses Vorgehen wird im Fachjargon als verstärkendes Lernen bezeichnet.

Grundlagen für robotische Helfer

Mit dieser zweistufigen Lernstrategie will Nava dem Traum einer intelligenten Maschine einen kleinen Schritt näherkommen. Wie weit ihn das bringen wird, weiss er selbst noch nicht genau. «Es ist unklar, ob Roboter mit diesem Ansatz auch Aufgaben erfüllen können, die wir ihnen vorab noch nicht gezeigt haben.»

Sehr viel wahrscheinlicher sind allerdings robotische Helfer, die mündliche Befehle ausführen und Aufgaben erfüllen, die sie bereits kennen oder die diesen sehr ähnlich sind. Wie lange es dauert, bis solche Anwendungen in der Pflege, am Bau oder in anderen Bereichen zum Einsatz kommen, wagt Nava nicht zu beantworten.

Zu rasant und unberechenbar sind die Entwicklungen im Bereich künstliche Intelligenz. Er selbst wäre schon froh, wenn ihm die Roboterhand nach der Verteidigung seiner Dissertation tatsächlich das Bier reicht, wenn er freundlich darum bittet.


Autor(in) Christoph Elhardt, ETH-News



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