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16.10.2008, 16:20 Uhr
Zu bissiger Virenspürhund
Dass zwei Virenscanner meist nicht besser sind als einer, weiss jedes Kind. Doch scheinbar nicht der Antimalware-Hersteller Emsisoft.
Im Support-Forum von Emsisoft gings in diesen Tagen rund. Die Nutzer dessen Anti-Malware-Programms A-Squared («A2») beklagen sich dort über eine Flut von Fehlalarmen. Nach dem Upgrade auf eine neue A2-Version wurden unzählige harmlose Dateien fälschlicherweise als Schadprogramme taxiert.
Die Ursache fürs User-Leid: A2-Hersteller Emsisoft ging kürzlich eine Kooperation mit dem österreichischen Antivirenhersteller Ikarus ein. Damit will A2 sich offenbar zu einer ausgewachsenen Virenscanner-Suite mausern. Die Ikarus Virenerkennungsmodule wurden mit dem für bestehende Kunden kostenlosen Upgrade auf Version 4.0 automatisch in A2 einverleibt – und verursachen nun die falschen Alarme.
Im Emsisoft-Forum meldete sich auch der CEO Christian Mairoll zu Wort, der versuchte, die Benutzer zu beschwichtigen: «Reine Anti-Spyware-Scanner erweisen sich heute quasi als nutzlos, da die meisten Antivirenprodukte auch Spyware-Engines nachgerüstet haben. Die besten Ergebnisse lassen sich nur durch die Kombination von zwei Engines erreichen.»
Über Ikarus schreibt Christian Mairoll im selben Posting: «Ikarus ist bei der Erkennungsleistung immer ganz oben im Spitzenfeld vertreten.» Allerdings hängt das sehr davon ab, welche Tests man betrachtet und wie man das Wörtchen 'immer' interpretiert.
Sechsmal durchgefallen
Das britische VirusBulletin testet seit Jahren fast monatlich unzählige Antivirenprogramme auf verschiedenen Plattformen. Es misst die Erkennungsleistung bei einer grossen, stets erneuerten Anzahl bekannter Virendateien. Wer alle in dieser «Wildlist» vertretenen Schädlinge schafft und dabei keinen Fehlalarm produziert, bekommt den «VB100»-Button. Zu den regelmässigen Gewinnern dieser VB100-Auszeichnung gehören bekannte Namen wie Kaspersky, F-Secure oder Symantec. Ikarus nahm in den letzten acht Jahren überhaupt nur sechs von sechzig Mal teil. Bei jedem der sechs Gastauftritte faulte es mit verpassten Virendateien und falschen Alarmen heraus; zuletzt im April 2008 mit 24 «Wildlist misses» und 6 «false positives».
Erst im September, im ebenfalls bei VirusBulletin publizierten Test des deutschen AV-Test-Instituts, scheint Ikarus recht weit vorne zu rangieren. Ob diese plötzliche Steigerung nur an unterschiedlichen Testverfahren liegt, wird sich in Zukunft zeigen. Falls Ikarus' Scan-Engine wirklich derart zugelegt hat, könnte das damit ausgestattete A-Squared Anti-Malware 4.0 durchaus als komplettes Sicherheitspaket dienen.
Aber dem steht immer noch der zweite Kritikpunkt seitens der Benutzer im Weg: Die Anti-Malware-Software A2 hatte sich nie als Virenscanner positioniert. Darum haben die meisten Kunden noch ein separates Antivirenprogramm an Bord. Dabei weiss jeder, der es einmal probiert hat, wie es sich anfühlt, wenn man auf demselben PC zwei verschiedene Virenscanner gleichzeitig laufen lässt: Der PC wird quälend langsam, es hagelt Fehlalarme und sogar Abstürze. Wer also ein Upgrade auf A2 Anti-Malware 4.0 in Betracht zieht, sollte unbedingt vorher den bestehenden Virenscanner komplett entfernen. Sonst vergeht einem die Freude am PC schnell.
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