Betriebssysteme 02.07.2025, 10:00 Uhr

Das Einmaleins der virtuellen Maschinen

Installieren Sie Windows 10, 11 oder auch Linux in persönlichen virtuellen Maschinen (VM), mit denen Sie nach Lust und Laune experimentieren. Der PCtipp erklärt, wie Sie diese VMs erstellen, konfigurieren und optimal nutzen.
(Quelle: Generiert mit Dall-E)
Virtuelle Maschinen (VMs) bieten zahlreiche Vorteile. So können Sie damit komplette Betriebssysteme oder neue Tools ohne Risiko testen. Das ist ideal, wenn Sie etwa schon immer mal Linux in Ruhe ausprobieren wollten oder gerne neue Software testen. Ihr eigentliches Windows bleibt von diesen Tests unberührt, wird nicht etwa durch eine Dual-Boot-Lösung gefährdet und auch nicht im Laufe der Zeit immer mehr überlastet. Virtuelle Maschinen sind sozusagen «Wegwerf-PCs». Wenn Sie einen virtuellen PC nicht mehr benötigen, löschen Sie ihn einfach und erstellen Sie einen neuen! VMs können Sie ausserdem nach Belieben kopieren oder zurücksetzen.
Als Software genügt das kostenlose Open-Source-Virtualisierungsprogramm VirtualBox (dazu gleich nachfolgend mehr), Bild 1.
Bild 1: Mit VirtualBox richten Sie virtuelle Maschinen ein, um in Ruhe neue Betriebssysteme und Tools auszuprobieren

Quelle: PCtipp.ch
Hinweis: Im Folgenden verwenden wir den Begriff «Wirts-PC» für Ihr Windows-System, das Sie schon haben, und in dem Sie VirtualBox installieren. Die einzelnen virtuellen Maschinen, die in einem VirtualBox-Fenster unter Windows laufen, sind dagegen die «Gast-PCs». Die dafür benötigten Betriebssysteme, zum Beispiel verschiedene Linux-Varianten, laden Sie aus dem Internet als ISO-Datei herunter und installieren sie in einer VM. Das funktioniert auch mit Windows.

VirtualBox einrichten

Bild 2: Wenn Sie bereits eine ältere VirtualBox-Version auf dem PC haben, aktualisieren Sie diese zuerst
Quelle: PCtipp.ch
Besuchen Sie die Webseite virtualbox.org. Klicken Sie dort auf den blauen Download-Button und danach auf Windows hosts. Falls Sie bereits eine ältere Version von VirtualBox auf Ihrem Computer installiert haben, starten Sie diese und klicken darin im Menü Datei auf Überprüfung auf Update, Bild 2. Findet dieser Test ein Update, klicken Sie auf den rechts angezeigten Link und laden Sie die aktuelle Version herunter. Schliessen Sie nun VirtualBox und installieren Sie die neuste Software-Version einfach über die bisherige. Das unterscheidet sich nicht von der normalen Installation des Virtualisierungsprogramms.
Einer der grössten Vorteile der aktuellen VirtualBox-Version ist, dass Sie damit jetzt auch Windows 11 als Gast installieren können. Vorher war das nur mit Tricks möglich.
Folgen Sie dem Set-up-Assistenten und richten Sie VirtualBox ein. Dabei unterbricht der Assistent kurz die Netzwerkverbindung, da er Treiber für virtuelle Netzwerkkarten hinzufügt, Bild 3. Bestätigen Sie auch die folgende Frage nach fehlenden Abhängigkeiten mit Ja. Schliessen Sie danach das Set-up und starten Sie VirtualBox.
Bild 3: Beim Set-up unterbricht der Assistent kurz die Netzwerkverbindung
Quelle: PCtipp.ch
Wechseln Sie danach wieder in das Browser-Fenster und besuchen Sie erneut die Download-Seite für VirtualBox.
Rechts sehen Sie den Bereich VirtualBox Extension Pack. Dieses Erweiterungspaket enthält unter anderem die Unterstützung für USB 2.0 sowie 3.0. Wir empfehlen daher, es ebenfalls herunterzuladen und zu installieren. Es ist nicht Open Source, daher bietet es der Hersteller nur separat an.
Um das Pack zu installieren, klicken Sie auf Accept and download, laden die Datei mit der Dateiendung vbox-extpack herunter und «starten» diese anschliessend. VirtualBox öffnet sich automatisch und blendet einen Dialog ein, in dem Sie das Hinzufügen des Erweiterungspakets mit einem Klick auf Installieren bestätigen, Bild 4. Scrollen Sie im Lizenz-Fenster bis ganz nach unten und klicken Sie auf Zustimmen, um das Extension Pack hinzuzufügen. Damit ist VirtualBox bereit zum Einsatz.
Bild 4: Installieren Sie das Extension Pack, damit VirtualBox USB 2.0 und 3.0 unterstützt
Quelle: PCtipp.ch

Linux-PC anlegen

Als Nächstes erstellen Sie eine erste virtuelle Maschine, in der Sie etwa das Betriebssystem Linux Mint installieren. Mint bietet sich an, da der PCtipp dazu in der vergangenen Ausgabe 5/25 eine ausführliche Anleitung veröffentlicht hat. Abonnenten finden den Artikel auch als PDF unter pctipp.ch/epaper.
Falls Sie die ISO-Datei mit Linux Mint noch nicht heruntergeladen haben, finden Sie die Download-Quellen auf der Seite linuxmint.com/edition.php?id=319. Wählen Sie einen Server in der Nähe aus, geht das Herunter­laden in der Regel schneller. Sobald Sie die knapp 3 GB grosse ISO-Datei mit Linux Mint auf Ihrem Rechner haben, klicken Sie in der VirtualBox auf die Schaltfläche Neu.
Tragen Sie in das Feld Name eine Bezeichnung ein, zum Beispiel Linux Mint 22.1 Cinnamon, Bild 5. Das Feld Ordner darunter lassen Sie unverändert. Das ist das Verzeichnis, in dem VirtualBox später alle Dateien Ihrer virtuellen Maschine speichert. Klicken Sie nun rechts im Feld ISO Abbild auf das Drop-down-Symbol und danach auf Ändern. Navigieren Sie in den Download-Ordner und klicken Sie doppelt auf die ISO-Datei mit Linux Mint. Die Felder Typ, Subtyp und Version lassen Sie unverändert. Sie sind wichtig, da VirtualBox abhängig von den hier getroffenen Einstellungen andere Optionen für Ihre virtuelle Maschine verwendet.
Bild 5: Ein Installationsassistent führt Sie durch die Einrichtung neuer virtueller Maschinen
Quelle: PCtipp.ch
Setzen Sie das Häkchen vor Unbeaufsichtigte Installation überspringen. VirtualBox kann Ihnen damit zwar einen Teil der Linux-Mint-Einstellungen abnehmen, unserer Erfahrung nach funktioniert das aber nicht fehlerfrei. Bei häufigeren Versuchen mit virtuellen Maschinen lohnt es sich aber, die Einstellung zu aktivieren und danach die wichtigsten Set-up-Details über den Reiter Unbeaufsichtigte Installation festzulegen.
Dieses Mal überspringen wir diese Funktion aber und wechseln daher gleich zum Reiter Hardware. Erhöhen Sie hier den Hauptspeicher und die Zahl der Prozessoren. Ziehen Sie beide Regler grosszügig nach rechts, bleiben Sie aber im grünen Bereich, Bild 6. Wechseln Sie im Anschluss zum Reiter Festplatte und passen Sie die Grösse der virtuellen Festplatte an.
Bild 6: Seien Sie grosszügig beim Zuweisen von Hauptspeicher und Prozessoren, bleiben Sie aber im grünen Bereich
Quelle: PCtipp.ch
Für Linux Mint sieht VirtualBox nur eine Grösse von 25 GB vor. Das bedeutet, dass der freie Platz in der VM schnell knapp werden kann, wenn Sie intensiver mit ihr arbeiten. Als Pi-Mal-Daumen-Regel empfehlen wir daher, den vorgeschlagenen Platz mindestens zu verdoppeln, also zum Beispiel hier auf eine Grösse von 50 GB, Bild 7.
Bild 7: Tipp: Erhöhen Sie den vorgeschlagenen virtuellen Speicherplatz auf mindestens das Doppelte
Quelle: PCtipp.ch
Keine Sorge, virtuelle Festplatten wachsen in der Standardeinstellung von VirtualBox nur nach Bedarf. Nur wenn Sie das Häkchen vor Volle Grösse im Voraus allozieren setzen – was wir nicht empfehlen –, würde das Programm sofort die ausgewählte Grösse belegen.
Zuletzt klicken Sie auf den Befehl Fertigstellen, um die Konfiguration Ihrer virtuellen Maschen abzuschliessen. Aber noch ist sie leer. Erst im nächsten Schritt installieren Sie ein Betriebssystem. Wie das geht, erfahren Sie gleich nachfolgend.

Linux in VM installieren

Bild 8: Starten Sie Ihre neue VM von der ISO-Datei mit Linux Mint und wählen Sie im Bootmenü den obersten Eintrag aus
Quelle: PCtipp.ch
Wieder zurück im Hauptfenster, achten Sie darauf, dass links die neue VM ausgewählt ist. Klicken Sie rechts oben auf Starten. Die virtuelle Maschine bootet in einem eigenen Fenster von der vorher ausgewählten ISO-Datei. VirtualBox behandelt die Datei, wie ein virtuelles CD-ROM-Laufwerk, in dem eine DVD mit Linux Mint eingelegt ist. Nach kurzer Zeit erscheint das Bootmenü der Linux-Distribution, Bild 8. Alle weiteren Schritte zur Installation von Linux Mint lesen Sie in der vorherigen PCtipp-Ausgabe 5/2025 nach.
Tipp: Falls der Mauszeiger in der virtuellen Maschine gefangen ist, drücken Sie die rechte Ctrl-Taste, um ihn wieder zu befreien.

Windows in VM installieren

Bei Windows funktioniert es ähnlich. Erst legen Sie einen weiteren virtuellen PC an, geben bei der Einrichtung aber bereits an, welche Windows-Version Sie installieren wollen. Statt einer ISO-Datei mit Linux Mint benötigen Sie hier ein Image mit Windows. Das bekommen Sie netterweise direkt bei Microsoft.
Öffnen Sie im Webbrowser die Webseite microsoft.com/de-de/software-download/windows11 und klicken Sie bei Windows 11-Installationsmedium erstellen auf Jetzt herunterladen. Damit laden Sie die aktuelle Version des Windows-Media-Creation-Tools herunter. Starten Sie das Tool anschliessend, Akzeptieren Sie die Lizenzvereinbarung, bestätigen Sie einmal mit Weiter und wählen Sie danach den Punkt ISO-Datei aus, Bild 9. Bestätigen Sie erneut mit Weiter und legen Sie fest, wo die ISO-Datei mit der Windows-11-Version gespeichert werden soll.
Bild 9: Microsoft bietet die ISO-Dateien mit Windows kostenlos zum Download an
Quelle: PCtipp.ch
Geben Sie statt der ISO-Datei mit Linux Mint die mit Windows beim Anlegen eines neuen virtuellen PCs an. Starten Sie den virtuellen Windows-PC und installieren Sie Windows 11 darin, Bild 10. Bei der Frage nach einem Product Key zum Aktivieren von Windows klicken Sie unten auf Ich habe keinen Product Key. Ihr virtuelles Windows wird trotzdem laufen, auch wenn es gelegentlich auf eine fehlende Aktivierung hinweist.
Bild 10: Auch Windows 11 können Sie mittlerweile ohne Tricks in VirtualBox installieren
Quelle: PCtipp.ch

Gasterweiterungen

Bild 11: Die Gasterweiterungen installieren Sie über das Einlegen einer virtuellen DVD
Quelle: PCtipp.ch
Nach der Installation eines Betriebssystems in Ihrem virtuellen PC können Sie ihn sofort einsetzen und etwa Einstellungen ändern oder eigene Software hinzufügen. Manche Funktionen lassen sich allerdings erst nutzen, nachdem Sie die Gasterweiterungen von VirtualBox in Ihrer virtuellen Maschine installiert haben. Um sie einzurichten, binden Sie eine virtuelle DVD in Ihren virtuellen PC ein, die alle benötigten Daten enthält, Bild 11.
Die Gasterweiterungen haben mehrere Vorteile. So können Sie damit den Mauszeiger einfach an den Rand des Fensters bewegen, um ihn aus dem virtuellen PC zu befreien. Ausserdem können Sie nach der Installation den Fensterrand mit der Maus vergrössern oder verkleinern. Das Betriebssystem im Gast-PC passt automatisch seine Auflösung an die neue Fenstergrösse an.
Starten Sie den virtuellen PC – der Trick funktioniert übrigens sowohl unter Windows als auch in vielen aktuellen Linux-Distributionen – und klicken Sie oben erst auf Geräte und danach auf Gasterweiterungen einlegen. Unter Windows öffnen Sie danach in der VM ein Fenster des Datei-Explorers. Navigieren Sie zum virtuellen CD/DVD-Laufwerk und klicken Sie dort doppelt auf die EXE-Datei. Installieren Sie die Gasterweiterungen und starten Sie Ihren virtuellen PC danach neu. Unter Linux öffnet sich dagegen in der Regel ein Fenster, in dem Sie auf Ausführen klicken, um die Gasterweiterungen zu installieren. Starten Sie auch hier anschliessend neu.

Dateien transferieren

Am einfachsten übertragen Sie Dateien zwischen Ihrem Wirts-PC und dem Gast-PC per Maus. Dazu starten Sie die virtuelle Maschine und rufen erst Geräte und danach Drag und Drop auf. Standardmässig steht die Funktion auf Deaktiviert. Sie können sie in beiden Richtungen (bidirektional) oder nur in einer Richtung aktivieren. Das Gleiche können Sie mit der Gemeinsamen Zwischenablage machen, was besonders praktisch ist, um etwa eine Internetadresse schnell in das jeweils andere System zu kopieren.
Eine weitere Möglichkeit zum Übertragen von Dateien sind die Gemeinsamen Ordner. Dabei wählen Sie einen Ordner aus, der sowohl im Wirts- als auch im Gast-PC zur Verfügung stehen soll. Zum Einrichten klicken Sie wiederum erst auf Geräte, danach auf Gemeinsame Ordner und rechts daneben noch einmal auf Gemeinsame Ordner. Die Einstellungen Ihrer virtuellen Maschine öffnen sich mit dem Bereich Gemeinsame Ordner.
Bild 12: Wenn Sie einen Gemeinsamen Ordner einrichten, steht er sowohl im Wirts- als auch im Gast-PC zur Verfügung
Quelle: PCtipp.ch
Klicken Sie rechts auf das grüne Pluszeichen und danach bei Ordner-Pfad auf den nach unten zeigenden Pfeil. Klicken Sie auf Ändern und wählen Sie auf dem Wirts-PC einen Ordner aus, den Sie teilen wollen. Über die Schaltfläche Neuer Ordner können Sie dafür auch ein neues Verzeichnis anlegen, das Sie zum Beispiel Tauschordner nennen. Bestätigen Sie mit Ordner auswählen. Setzen Sie danach Häkchen vor Automatisch einbinden sowie Permanent erzeugen und bestätigen Sie zweimal mit OK, Bild 12.
Unter Windows klappt das sofort, unter Linux fehlen noch passende Benutzerrechte. Um diese hinzuzufügen, öffnen Sie ein Terminal-Fenster und geben sudo usermod -a -G vboxsf user ein, ersetzen Sie dabei user mit dem Namen Ihres Linux-Benutzer-Accounts. Booten Sie nach der Änderung neu, um die Benutzerrechte zu aktivieren.

Andreas Fischer
Autor(in) Andreas Fischer



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