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Google ohne Datensammlerei

Google ohne Datensammlerei
Wie eingangs angesprochen, ist Google bestrebt, Suchergebnisse zu «personalisieren». Es wird nicht mehr auf jede Suchanfrage prinzipiell das gleiche Ergebnis ausgespuckt, sondern dieses hängt davon ab, wer den Suchbegriff eingibt und wo. Beispielsweise sind die Treffer abhängig vom Ort, an dem sich der User gerade befindet – dies wird per IP-Adresse ermittelt und kann nicht abgeschaltet werden. Ist man bei Google eingeloggt, werden zudem Suchanfragen und -ergebnisse mit dem eigenen Google-Konto verknüpft. Gleichzeitig hat Google ehemals getrennte Logins wie zum Beispiel von YouTube zusammengelegt und das soziale Netzwerk Google+ forciert. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit heute viel grösser als noch vor ein paar Jahren, dass man Google-Suchanfragen (möglicherweise unabsichtlich) im eingeloggten Zustand durchführt. Dadurch weiss Google von mir als eindeutig identifizierbare Person, wonach ich im Web jeweils so suche.
Wenn diese Suchanfragen gespeichert werden, stellen sie eine Gefahr für den Datenschutz dar, selbst wenn man von den besten Absichten des Suchmaschinenbetreibers ausgeht. Schliesslich sind Sicherheitslecks und Fehler jederzeit möglich. Dass längst nicht alles anonym ist, was auf den ersten Blick so aussieht, zeigt eindrücklich die Technik des Fingerprintings. Weitere Infos dazu gibt DuckDuckGo auf donttrack.us.
In die personenbezogene Suche fliesst ein, womit man sich früher beschäftigt hat. Darum werden einem möglicherweise wiederholt die gleichen Dinge präsentiert: Texte, welche die eigene Meinung bestätigen, Portale, die ich sowieso gerade besucht habe, Werbung für Produkte, die ich bereits gekauft habe. Neue Inputs und Quellen bleiben einem so unter Umständen vorenthalten. Man weiss es nicht genau, die Kriterien sind nicht offen ersichtlich. Dafür wurde der Begriff «Filter-Bubble» geschaffen: Der Benutzer einer Suchmaschine bleibt gefangen in einer Blase von auf ihn zugeschnittenen Inhaltsfiltern. Dies behauptet zumindest DuckDuckGo in einem vor etwa drei Monate aufgeschalteten Video.
Da sich die personalisierte Suche nicht einfach deaktivieren lässt, ist kein einfacher Austausch über die Suchergebnisse mehr möglich. Früher konnte man einem Bekannten sagen: «Mit dem Suchbegriff XY findest du diese Webseite – sie wird zuoberst angezeigt.» Heute kann man sich darauf nicht mehr verlassen. Es ist auch nicht garantiert, dass ich zu Hause mit der gleichen Suche eine Seite wieder finde, auf die ich im Büro gestossen bin.
Wem all das Bauchschmerzen verursacht, der braucht aber nicht auf die Suche von Google zu verzichten, sondern nutzt den Dienst via DuckDuckGo (oder über eine andere Metasuchmaschine wie StartPage).
Fazit: Für den Benutzer ist DuckDuckGo nicht eine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung der Google-Dienste, die es ihm gleichzeitig erlaubt, einige unliebsame Nebeneffekte bei Google loszuwerden. Anders sieht das natürlich aus der Sicht der beiden Unternehmen aus. DuckDuckGo nutzt Google für sein Produkt, ist aber gleichzeitig Konkurrent und Kritiker. Ob das auf die Dauer gut geht, wird sich zeigen.

Autor(in) David Lee



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