Affinity Suite: Profi-Grafik für alle

Affinity Photo

Affinity Photo war die erste Software der Affinity-Suite und demonstriert eindrucksvoll, dass Photoshop nicht unantastbar ist.
Affinity Photo gehört zu den seltenen Programmen, die es tatsächlich mit Photoshop aufnehmen können
Quelle: PCtipp.ch
Die Anwendung kommt in einem modernen, gefälligen Kleid, das sich beliebig anpassen lässt: von der Anordnung der Paletten über frei wählbare Tastenkürzel bis hin zur Auswahl und Anordnung in der Werkzeugkiste. Die Geschwister Designer und Publisher bringen dieselben Fähigkeiten mit.
Wie Wachs in unseren Händen: die Werkzeugkiste der Affinity-Programme
Quelle: PCtipp.ch
Affinity verwendet etwas eigenwillige Bezeichnungen. So gilt eine Palette (etwa für die Schrift) als ein Studio, während ein spezialisierter Bereich als Persona bezeichnet wird. Jedes Programm bietet seine eigenen Personas, die wie Mini-Programme innerhalb der Hauptanwendung agieren, ohne dabei den Zusammenhalt zu verlieren.
Der Screenshot zeigt einheitliche Symbole der einzelnen Personas
Jeder Bereich wird als «Persona» bezeichnet; die funktionieren in allen Affinity-Programmen nach demselben Muster
Quelle: PCtipp.ch
Photo-Persona. Hier werden Sie am meisten Zeit verbringen, denn das ist der Bildeditor – als jener Bereich, in dem Sie retuschieren, korrigieren oder Bildteile zu einem neuen Ganzen zusammensetzen.
Liquify-Persona. Diese Umgebung entspricht dem Filter Verflüssigen in Photoshop – dem wohl wichtigsten Werkzeug, um Körperproportionen zu «optimieren» oder um Augen und andere Partien zu vergrössern. Hier vereint sich alles, was ein körperbewusstes Instagram-Model oder Modefotografen für ihre tägliche Arbeit brauchen.
Develop-Persona. Diese Persona öffnet sich automatisch, wenn Sie versuchen, in Affinity Photo eine RAW-Datei zu öffnen; sie ist also das Gegenstück zu Adobe Camera RAW.
Tone-Mapping-Persona. Diese Persona verschmilzt unterschiedlich belichtete Fotos zu einem HDR-Bild.
Export-Persona. Webdesigner und Fotografen, die regelässig grosse Mengen an Fotos exportieren müssen, erstellen in dieser Persona beliebige Vorlagen, um Bilder schneller zu sichern oder um sie für die Verwendung auf einer Website in «Slices» zu zerlegen, also in Segmente wie bei einem Puzzle.

Viele Automatismen

Photo bietet zahlreiche Automatismen für ambitionierte Fotografen. So werden Bilderstapel mit unterschiedlich platziertem Fokus über «Focus Stacking» zu einem neuen, durchgehend scharfen Bild zusammengesetzt: ein Muss in der Makrofotografie. Ähnliche Funktionen stehen für Panoramen, die HDR- und die Astrofotografie zur Auswahl. Auch eine Stapelverarbeitung ist mit an Bord, um zum Beispiel einen Bilderhaufen auf Knopfdruck zu verkleinern und zu schärfen.
Ein besonderes Highlight sind die Live-Filter. Damit sind nicht irgendwelche Spasselemente wie Katzenohren gemeint, sondern anspruchsvolle Funktionen wie Entrauschen oder die Korrektur von Objektivverzerrungen. Sie wirken zwar als Filter, aber sie werden wie Ebenen eingesetzt. Deshalb kann jeder Filter ohne Verluste gelöscht oder verändert werden.
Live-Filter arbeiten verlustfrei; die Effekte lassen sich jederzeit anpassen oder zurücknehmen
Quelle: PCtipp.ch
Zusammen mit Vektorformen, zahlreichen Ebenen-Funktionen und allen klassischen Werkzeugen, die man sich wünschen kann, ist Affinity Photo wohl lohnendste Programm für Fotografen und Grafiker. Die Chancen stehen gut, dass es Photoshop komplett ersetzen kann. Wird für die RAW-Konvertierung anstelle von Adobe Lightroom eine potente Alternative wie Capture One verwendet, lässt sich damit ein runder Foto-Workflow erzielen – allerdings ohne eine eigene Cloud-Unterstützung, wie sie Adobe bietet.

Kompatibilität mit Adobe

Grundsätzlich sieht die Software vor, dass die Dateien im eigenen Format mit der Erweiterung «.aphoto» gespeichert und am Schluss der Bearbeitung in das gewünschte Format exportiert werden. Dabei bietet Photo eine sehr gute Kompatibilität zu Photoshop. In der Einstellung Allgemein lässt sich zudem festlegen, dass Photoshop-Dateien geöffnet, geändert und ohne Umweg zurückgeschrieben werden.
Die Einstellungen erlauben es, Photoshop-Dateien direkt zurückzuschreiben
Quelle: PCtipp.ch
Leider werden Textebenen aus Photoshop zwar als editierbare Texte übernommen, doch beim Schreiben als PSD verwandeln sie sich in Pixelhaufen.



Kommentare
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ueberdart
14.01.2022
Guten Tag wieder mal ein super Artikel von Hr. Zellweger. Ich bin gespannt ob die Theorie des Subscription Models eintreffen wird. Ich verwende die Produkte schon ueber 10 Jahre. Da liefen sie noch unter dem Namen Serif. Der Kern der Applikationen ist durchgaengig der gleiche. Ich gehe davon aus, dass dies die Wartungs und Weiterentwicklungskosten auf einem "ertraeglichen" Niveau halten wird. Trotzem kann die Vermutung des Subscription Models eintreffen. Abwarten.

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Tweety
14.01.2022
Ich bin inzwischen auch begeisterte Affinity-Nutzerin. Der Punkt bei den Produkten ist ja eben gerade, dass es kein Abo ist. Sollte sich das ändern, werde ich mich sicher nach neuem umsehen. Und ganz sicher nicht nur ich. Das ist ja genau das, was Affinity von Adobe abhebt. Ich hoffe sehr, das bleibt so.

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Klaus Zellweger
14.01.2022
@ ueberdart: Besten Dank für die Blümchen. :-) Dann hast du den erfolgreichen Adobe-Absprung unterdessen gründlich bewiesen.

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Klaus Zellweger
14.01.2022
Der Punkt bei den Produkten ist ja eben gerade, dass es kein Abo ist. Sollte sich das ändern, werde ich mich sicher nach neuem umsehen. Dann wird die Auswahl aber sehr eng, wenn du diese Produkte professionell nutzt. Spontan fällt mir keine weitere Alternative zu Illustrator ein – und zu InDesign schon gar nicht. Photoshop hat hingegen noch weitere Fressfeinde. Allerdings wäre das Abo allein für mich kein Grund zu wechseln. Ich weiss, dass die Meinung etwas unpopulär ist: Aber der Abo-Preis für die Adobe Creative Suite ist ja geradezu symbolisch! Für knapp 700 Franken im Jahr kannst du einen Arbeitsplatz mit jedem erdenklichen Profi-Programm ausrüsten, das nur halbwegs relevant für die Arbeit ist: Layout, Bildverarbeitung, Illustration, professionelle PDF-Tools, Animation, Videoverarbeitung, Webgrafiken und … und … und! Früher™ kostete allein Photoshop 1900.– und ein Update jeweils etwa 900.–, wenn ich mich recht entsinne. Und für PageMaker 1.0 habe ich noch 1200.– bezahlt. Dagegen wirken die Abo-Kosten für die Creative Suite wie ein Kinderfasching. Wenn du allerdings die Werkzeuge nur privat einsetzt, ist die Affinity Suite in jedem Fall die bessere Lösung.

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Tweety
14.01.2022
Ja, wenn man für den Profibereich ausgeht mag ein Abo wirklich gut sein. Ich bin aber eine Privatperson, die die Software nur für einzelne Projekte braucht. Aber warten wir mal ab. Solange es noch so geht, werde ich Affinity voll und ganz geniessen. Und dann allenfalls weiterschauen. Und es soll Leute geben, die kriegen auch mit Word fast alles hin :-D Unvorstellbar, aber wirklich wahr.