Duell der Foto-Systeme
Die wichtigsten Unterschiede
Der Sucher
In den Systemkameras ist also ein winziger Monitor als Sucher-Ersatz verbaut. Das erlaubt ganz neue Ansichten, denn er zeigt genau das, was der Sensor der Kamera sieht. Wer zum Beispiel den Schwarzweiss-Modus aktiviert, sieht das fertige monochrome Ergebnis, noch bevor er der Auslöser drückt – inklusive Belichtung, Tiefenschärfe und Effekte. Ein Vorteil, den man gar nicht überschätzen kann.
Allerdings haben die elektronischen Sucher auch einen Nachteil. Im gleissenden Sonnenlicht sind sie den optischen Suchern der SLRs deutlich unterlegen, weil die Leuchtkraft des Displays nicht ausreicht, um die Sonne zu überstrahlen. Das gilt besonders für Brillenträger, die das Okular nicht durch den Augenkontakt abschotten können. Deshalb bieten alle besseren Kameras eine Dioptrienkorrektur am Okular.
Der Autofokus
Die Systemkameras haben bei der automatischen Fokussierung gewaltige Fortschritte gemacht und erfüllen heute fast alle Anforderungen. Doch manchmal ist einfach nur schnell immer noch zu langsam, zum Beispiel in der Sportfotografie. In solchen Situationen ist eine SLR die bessere Wahl. Allerdings gilt das nur, wenn man sich ein Modell der Oberklasse anschafft – und die sind nicht nur sackschnell, sondern auch sackteuer.
Die Objektivauswahl
Ganz klar die Domäne der SLRs. Die Branchenriesen Canon und Nikon hatten jahrzehntelang Zeit, um Objektive für jeden Zweck und jede Preisklasse zu entwickeln. Hier bleibt kein Wunsch unerfüllt, und für Profis ist diese Auswahl entscheidend.
Bei den Systemkameras schwankt die Auswahl mit dem Hersteller. Sony hat es bis heute nicht geschafft, für ihre Kameras eine durchgehende, konsistente Objektivlinie zu entwickeln, auf die man sich verlassen kann. (Tatsächlich ist das einer der wenigen Minuspunkte bei dieser Marke.) Am anderen Ende steht Fujifilm: Für die junge X-Serie wird ein sorgfältig abgestimmtes Objektiv-Sortiment vorangetrieben, und das mit einer bemerkenswerten Vehemenz. Bereits nach drei Jahren können Fotografen auf eine beachtliche Auswahl an hochwertigen Linsen zurückgreifen, die fast nichts zu wünschen übrig lässt.
Sensorgrösse und Bildqualität
Bei der Leistung des Bildsensors gilt dieselbe Faustregel wie beim Hubraum des Autos: grösser ist besser. Je mehr Fläche ein Sensor hat, desto mehr Licht kann er einfangen – und das verschafft ihm in der Dämmerung einen eindeutigen Vorteil. Hier die wichtigsten Grössen im direkten Vergleich:
Die meisten SLRs arbeiten mit Sensoren im APS-C-Format, genauso wie die besseren Systemkameras. Kein Wunder: Diese Klasse gilt zurzeit als bester Kompromiss zwischen Grösse, Preis und Qualität. Olympus-Kameras arbeiten mit einem etwas kleineren Sensor nach dem «Four-Third»-Standard. Alles, was darunter liegt, schwächelt nach Sonnenuntergang oder im Partykeller deutlich. Alles, was über APS-C liegt (Vollformat), ist wesentlich schwerer, grösser und teurer.
Die Qualität der Sensoren eignet sich nicht für die Entscheidung zwischen einer SLR oder einer Systemkamera, weil sie in derselben Liga spielen. Hier gibt es für SLRs keine Punkte zu holen – es sei denn, man gibt mehrere tausend Franken für eine Vollformat-Kamera aus, die mit einer Sensorgrösse von 36 × 24 Millimeter auftrumpfen kann.
Das Image
Mit dem Image einer Kamera ist hier keine bestimmte Marke gemeint. Stattdessen geht es darum, was sich die Kunden unter einer «Profikamera» vorstellen. Ein professioneller Hochzeitsfotograf wird es kaum wagen, mit einer kleinen Systemkamera aufzutauchen; eine solche bringt ja bereits Onkel Erwin mit. Wer für seine Arbeit als Profifotograf 2000 bis 3000 Franken pro Tag verlangt, arbeitet vorzugsweise mit einer dicken, grossen SLR – auch wenn die Bilder mit einer hochwertigen Systemkamera vielleicht genauso gut geworden wären.
Funktionelle Vielfalt
Die heutigen Kameras strotzen nur so vor Möglichkeiten, wobei die Systemkameras normalerweise noch eins drauflegen. Wenn Spielereien und endlose Einstellungen für Sie eine Rolle spielen, dann sollten Sie die Datenblätter genau studieren. Eine Kamera von Fujifilm ist in dieser Hinsicht eher puristisch und weitgehend frei von Schnickschnack. Eine Olympus E-M10 wirft hingegen mit Einstellungen nur so um sich – bis hin zur Vorgabe, ob die Gesichtserkennung auf das linke oder auf das rechte Auge fokussieren soll. Einige Sony-Kameras kommen sogar mit einem Wifi-Modul und einem eigenen App-Store, in dem sich neue Motivprogramme hinzukaufen lassen.
Doch je mehr Funktionen vorhanden sind, umso wichtiger ist es, dass sich die Kamera an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt. Alle relevanten Funktionen sollten über direkte Menübefehle erreichbar sein. Noch besser sind echte Tasten und Räder, deren Funktion nach eigenem Gusto belegt werden können.
Filmfunktion
Alle neueren Kameras filmen in Full-HD-Auflösung (1080p). Allerdings bieten sie längst nicht die Ergonomie eines typischen Camcorders. Wenn Sie beabsichtigen, mit der Kamera hochwertige Filme zu drehen, dann sollten Sie diese Funktion genau prüfen. Wenn nicht, sind sie mit einem guten Smartphone wahrscheinlich besser bedient. Die modernen Modelle liefern heute eine Qualität, für die vor wenigen Jahren noch ein teurer Camcorder nötig gewesen wäre – nur dass das Smartphone immer dabei und schnell zur Hand ist.
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