Foto-Praxis: Langzeitaufnahmen bei Tag und Nacht

Langzeitaufnahmen bei Tageslicht

Langzeitaufnahmen bei Tageslicht

Langzeitaufnahmen sind auch bei Tageslicht möglich, aber nur mit einem Graufilter (auch Neutraldichtefilter oder kurz ND-Filter genannt). Der Graufilter ist ein sehr dunkles Glas, das vor das Objektiv geschraubt wird und den Lichteinfall drastisch reduziert, ohne dass die Farbtöne verändert werden.
Ein Graufilter für Objektive mit 67-mm-Gewinde
Graufilter gibt es in sehr unterschiedlichen Stärken. Für die meisten Langzeitbelichtungen ist ein Filter mit 1000-facher Lichtabdunkelung richtig. Dies entspricht 10 Blendenstufen. Diese Filter tragen je nach Messart die Bezeichnung ND-10 oder auch ND3. (3 steht für den Exponenten, 1000 = zehn hoch drei). Die Preise liegen bei gut 100 Franken.
Blickt man mit montiertem Graufilter durch den Sucher, ist dieser praktisch schwarz. Wie bei Nachtaufnahmen versagen die automatischen Kameramessungen (Autofokus, Belichtungsmessung). Deshalb macht man zuerst Testfotos ohne ND-Filter, bis Bildausschnitt, Belichtung und Fokus stimmen. Dann stellt man den Autofokus ab, schaltet in den manuellen Modus (M) und stellt die Belichtungszeit 1000 Mal länger ein. Auch hier gilt natürlich: Die Lichtmenge muss nicht ausschliesslich über die Verschlusszeit erhöht werden, man kann auch die Blende öffnen und/oder den ISO-Wert erhöhen.
Meer und Himmel weichgezeichnet dank Belichtung von 21 Sekunden. Foto: User smutjefoto, DL-Fotocommunity
Wenn man einen solchen Filter erworben und die Theorie dazu intus hat, stellt sich allerdings die nicht unbedeutende Frage, was man nun fotografieren soll. Im Alltag trifft man eher selten auf passende Situationen. Das Timing nicht nur der Aufnahme, sondern auch der Akteure ist entscheidend, was bei dem komplizierten Aufnahmeprozedere oft zur Glückssache wird. Es gibt vor allem zwei beliebte Einsatzbereiche: Wasserbewegung und Architekturaufnahmen. Wasserfälle, Springbrunnen, aber auch Wellen am Meer können durch einen Graufilter so lange belichtet werden, dass ein sehr fliessender, zuweilen gar nebliger Effekt entsteht. Bei Architekturaufnahmen werden Personen, die durchs Bild laufen, im Idealfall unsichtbar. Dazu sollte so lange wie möglich belichtet werden.

Autor(in) David Lee



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