Foto-Praxis: Raw-Entwicklung

Tipps für Aufnahmen und Nachbearbeitung

Das Raw-Format bietet deutlich mehr Reserven als eine schnöde JPEG-Datei. Aber dieses Potenzial muss zum Teil bereits während der Aufnahme genutzt werden.

Tipp 4: Keine Angst vor hohen ISO-Zahlen

Hohe ISO-Zahlen bescheren eine hohe Empfindlichkeit, mehr Möglichkeiten und vor allem verwaschene Bilder. Das mag bei JPEG-Aufnahmen so sein, aber nicht zwingend bei Raw-Fotos. Bei JPEG-Bildern kommt es darauf an, wie gut die interne Kamerasoftware arbeitet. Spezialisierte Programme wie das erwähnte Optics Pro holen jedoch deutlich mehr heraus – aber nur, wenn ihnen eine Raw-Datei vorgesetzt wird.
Im Raw-Modus können Sie den ISO-Wert in nie getraute Höhe schrauben. Die effektive Qualität schwankt mit dem Alter der Kamera, ihrer Qualität und der Grösse des Sensors. Tasten Sie sich im Dämmerlicht an das Thema heran und beginnen Sie mit 6400 ISO. Reduzieren und erhöhen Sie die Empfindlichkeit, bis Sie wissen, wo die Grenzen Ihrer Kamera liegen. Einige Kameras schieben bei Raw-Aufnahmen jedoch einen Riegel vor, meistens bei 6400 oder 12800 ISO; höher geht dann nur im JPEG-Format.
Und so reduzieren Sie das Rauschen:
Lightroom. Öffnen Sie im Entwickeln-Modul den Bereich Details. Ziehen Sie unter Rauschreduzierung den Schieberegler Luminanz langsam nach rechts und links, bis der gewünschte Effekt erreicht ist.
Entrauschen in Lightroom …
Quelle: IDG
Photoshop und Photoshop Elements. Öffnen Sie das Foto in Camera Raw und klicken Sie auf den Bereich Details. Ziehen Sie unter Rauschreduzierung den Schieberegler Luminanz langsam nach rechts und links, bis der gewünschte Effekt erreicht ist.
… und in Photoshop (Elements)

Tipp 5: NIK Filter

Dieser Regler bildet nur die Spitze des Eisberges. Tatsächlich wurden über das Schärfen von Fotos schon unzählige Beiträge geschrieben, einer abstrakter als der nächste. Wenn Sie auf eine spezialisierte Software zurückgreifen möchten, dann empfiehlt sich dafür NIK Dfine. Sie erlaubt eine sehr subtile Kontrolle über das Entrauschen, doch bereits die vollautomatisch berechneten Resultate sind hervorragend.
Dfine reduziert das Entrauschen auf einen Klick
Quelle: IDG
Dfine gehört zum fast schon legendären NIK Filterpaket. Für die ganze Kollektion zahlten sich die Profis früher dumm und dusselig. Doch seit die Firma von Google übernommen wurde, kosten alle Filter zusammen gerade noch 139 Franken, Dfine inklusive. Die Filter funktionieren als eigenständige Programme oder lassen sich direkt in Lightroom, Photoshop (Elements) und Apples Aperture aufrufen. Hier geht es zur Produkteseite und hier zum Test.

Tipp 6: Weissabgleich im Griff

Das Raw-Format verfügt über den bestechenden Vorteil, dass bei der Aufnahme kein Weissabgleich vorgenommen wird, den die Kamerasoftware vermasseln kann. Stattdessen wird einfach das Maximum an Informationen aufgezeichnet. Erst bei der Entwicklung am Rechner werden Farbstiche mit einem lockeren Mausklick korrigiert.
Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist das nicht immer ganz einfach. Zwar bieten alle Raw-Converter eine Pipette, mit der auf eine neutral-graue Stelle geklickt wird, um die Farbtemperatur zu messen. Doch was, wenn kein solcher Grauton im Bild zu sehen ist? Zwei Möglichkeiten stehen offen:
Graukarte. Kaufen Sie sich für ein paar Franken im Fotohandel eine Graukarte, die Sie zusammen mit dem ersten Bild fotografieren. An ihr können Sie später den Weissabgleich vornehmen und die Änderung auf die anderen Fotos übertragen.
SpyderCube. Dieses durchdachte Stück Plastik bietet einfach alles: Eine weisse Fläche für die Lichter, eine graue Fläche für den Weissabgleich, eine Lichtfalle für das absolute Schwarz und eine Chromkugel für die Glanzlichter. Positionieren Sie den SpyderCube auf dem ersten Foto oder am Rand der Szene. Bei der anschliessenden Raw-Entwicklung liefert er alle nötigen Informationen. Den Test zum SpyderCube finden Sie hier. Zu kaufen gibt es den Zauberwürfel zum Beispiel bei Brack für 52 Franken.
Praktische bis unverzichtbare Hilfe: SpyderCube
Quelle: IDG

Tipp 7: Gewaltentrennung

Wenn Sie sich für einen der hier vorgeschlagenen Raw-Converter entscheiden, paddeln Sie in ruhigen Gewässern – technisch gesehen. Allerdings ist keines der Programme dazu geeignet, um den unbeschwerten Umgang mit den Fotos zu geniessen. Die Veröffentlichung im Netz, die Synchronisierung mit den Mobilgeräten und ähnliche Funktionen mehr: sie sind nur rudimentär oder gar nicht vorhanden.
Deshalb sollten Sie die Entwicklung von der Verwaltung trennen. Greifen Sie für die Präsentation und Verteilung auf eine einfache Software zurück, deren Bedienung Spass macht. Wenn sich die Verwaltung der Fotos wie Arbeit anfühlt, haben Sie die falsche Software erwischt. Mehr dazu hier.
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