Foto-Praxis: Raw-Entwicklung

Farben und Stimmungen erzeugen

Tipp 8: Klick-klick und bunt!

Der erste Kontakt mit Raw-Fotos wird fast immer von Ernüchterung begleitet. Die wichtigste Erkenntnis dämmert bereits in der ersten Stunde: Es ist unheimlich schwierig, mit den vielen Schiebereglern aus blutleeren Rohdaten eine knackige JPEG-Datei herbeizuzaubern.
Tatsächlich ist es diese Erkenntnis, die viele Lernwillige noch auf der Startlinie scheitern lässt. Dabei müssen Sie nur den richtigen Schalter kennen, um diese Hürde mit wenigen Klicks zu meistern.
Lightroom. Öffnen Sie im Modul für die Entwicklung den Bereich Kamerakalibrierung. Wechseln Sie im Einblendmenü Profil von der Einstellung Adobe Standard zum Beispiel auf Camera Vivid. Und siehe da: Alles wirkt sofort viel frischer! (Die Auswahl kann bei Ihnen je nach installierten Presets ein wenig abweichen. Auf die Presets kommen wir gleich zu sprechen.)
Kameraprofile in Lightroom
Photoshop (Elements). Genau dasselbe Spiel: Öffnen Sie im Modul Camera Raw den Bereich Kamerakalibrierung. Wechseln Sie im Einblendmenü Profil von Adobe Standard auf ein Profil, das Ihnen die beste Ausgangslage für weitere Anpassungen liefert.
Ein anderes Kameraprofil wirkt Wunder

Tipp 9: Lightroom-Presets

Kameraprofile sind toll – hingegen können Lightroom-Presets zu einer Obsession werden. Bei den Presets handelt es sich um Einstellungen, die an den unzähligen Lightroom-Reglern vorgenommen und gespeichert wurden. Anschliessend können diese Stimmungen mit einem Klick auf beliebig viele Bilder angewendet werden. Besser noch: Weil Lightroom verlustfrei arbeitet, lassen sich die Änderungen jederzeit zurücknehmen, abschwächen oder nach eigenem Gusto anpassen.
Alle guten Presets drehen an den Kontrasten, der Farbbalance und den Effekten (Filmkorn oder Vignetten). Hingegen wird vorausgesetzt, dass die Belichtung und der Weissabgleich bereits optimiert sind. Presets sind also kein Mittel, um vermasselte Aufnahmen zu retten. Oder zumindest gewinnen Sie mit dem Resultat keinen Fotowettbewerb.
Es gibt unzählige Presets, die Fotos wortwörtlich in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen. Im folgenden Beispiel sehen Sie oben links das Original. Die Varianten sind hingegen nicht durch Photoshop-Filter, sondern einzig durch Presets zustande gekommen, die sich in Lightroom jederzeit anpassen oder entfernen lassen:
Keine Filter, sondern nicht-destruktive Presets
Quelle: IDG
Lightroom-Presets sind meistens kostenlos, doch Ausnahmen bestätigen die Regel.
PresetPond. Unter der Adresse presetpond.com warten unzählige Presets, die sich nach einer kostenlosen Registrierung genauso kostenlos herunterladen lassen. Die Qualität schwankt zwischen «Boah!» und «Wie kann ich das ganz schnell wieder löschen?». Ausserdem gibt es noch die Pro-Line – das sind Presets-Sammlungen, die zwischen 14.50 und 24.50 US-Dollar kosten. Mit dem Kauf wird ausserdem diese nützliche Website finanziell unterstützt.
VSCO Film. Sprich: «Wisko Film». Diese Presets gelten als Gold-Standard. Sie simulieren die analogen Filme von früher, was sich in glasklaren Bezeichnungen wie «Kodak Portra 800» oder «Agfa Scala 200» äussert. Nur die legendären Kodachrome-Filme fehlen. Grund dafür ist laut VSCO, dass es auf der ganzen Welt kein Labor mehr gibt, das diese Filme mit den Testaufnahmen entwickeln kann.
Weg mit dem sterilen Digitallook. (Negativfilm «Kodak Portra 160», VSCO Film 04 für Lightroom)
Quelle: IDG
 
Die meisten «Filmsorten» werden in abschwächten und verstärkten Varianten angeboten. Dazu kommen Werkzeuge, um zum Beispiel die Hauttöne zu optimieren.
Manchmal muss es einfach knallen. (Diafilm «Fuji Fortia SP», VSCO Film 04 für Lightroom)
Quelle: IDG
Den Test zu VSCO finden Sie hier, die Produktseite des Herstellers da. Und das sind die Links zur kostenlosen App für iOS und Android, damit die ersten Gehversuche kostenlos bleiben.

Bildergalerie
Fuji Provia 100F HC, Paket 4 (Bild: VSCO/Cale Glendening)

Das erste Paket belastet die Kreditkarte mit 119 US-Dollar. Immerhin reicht dieser Kauf bereits, um in den Club der geschätzten Stammkunden aufgenommen zu werden. Danach wird auf alle weiteren Pakete 25 Prozent Rabatt gewährt. Zu teuer? Das ist Ermessenssache. Allerdings werden Ihre Fotos nie mehr dieselben sein – und das ist ohne Einschränkung positiv gemeint.
Litely. Bei der Preset-Sammlung Litely mischte der bekannte Instagram-Fotograf Cole Rise mit, was als Qualitätsmerkmal gewertet werden kann. Die Effekte gehören eher zu den dezenten Modellen und ähneln teilweise VSCO. Dass die Pakete mit deutlich weniger Varianten daherkommen, muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Während man bei VSCO in den Presets fast ersäuft, bleiben die Litely-Presets innerhalb von Lightroom relativ übersichtlich. Die Preise beginnen bei 24 US-Dollar für ein einzelnes Paket, das volle Programm kostet 148 US-Dollar. Hier geht es zur Produkteseite. Einen Vorgeschmack liefert ausserdem die kostenlose App für das iPhone. 

Tipp 10: Noch einmal die NIK Filter

War’s das? Fast. Zum Lieferumfang der angepriesenen NIK Filter gehört auch das Paket Analog Efex Pro. Genau wie VSCO oder Litely sorgen die Filter für den angesagten Retro-Look. Dabei gehen die Filter weiter als Presets und simulieren auch Haare, Staub oder Lichteinfall – Effekte also, die mit Lightroom nicht möglich sind. Die Resultate überzeugen, doch es gibt auch eine Schattenseite: Analog Efex Pro funktioniert nicht als Preset, sondern als Photoshop-Filter. Und das heisst, dass jedes Bild nachhaltig verändert wird. Kopien des Originals sind also ein Muss.
Das Photoshop-Plug-In Color Efex Pro leistet mehr als Presets
Quelle: IDG



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