Test: Canon EOS 70D

Die Praxis

Autofokus

Der Autofokus arbeitet für eine Kamera in dieser Preislage hervorragend: schnell, präzise und flüsterleise. Dabei kommt eine Mischung aus Phasen- und Kontrasterkennung zum Einsatz, die sich bei den neueren, gehobenen Kameras zu einem Standard mausert. Die Anordnung der Messfelder wird über die Taste unmittelbar hinter dem Auslöser gesteuert. Zur Auswahl stehen ein einzelnes Messfeld, eine mittenbetonte Messung (unterteilt in fünf Zonen) sowie die automatische Wahl des Messfeldes durch die Kamera. Alternativ kann der Fokus auch auf jene Stelle gerichtet werden, die auf dem Display angetippt wird. Eine Gesichtserkennung ist ebenfalls mit an Bord.
Die grösste Schwachstelle des Autofokus ist das Hilfslicht, das bei schwachem Licht zum Einsatz kommt. Es ist im integrierten Blitz verbaut und kann nur verwendet werden, wenn dieser ausgefahren wird. Das wäre noch akzeptabel. Leider handelt es sich bei diesem «Licht» um einen aggressiven Blitz, wie wir ihn bis anhin noch nicht erlebt haben. Je nach Situation kann es auch zu mehreren, stroboskopartigen Blitzen kommen. Wer bei der folgenden Aufnahme immer noch die Augen offen hat und entspannt lächelt, ist entweder blind oder tot. Aber Stimmungsbilder aus dem Partykeller kommen so keine zustande.
Und dann gibt es für die Perfektionisten noch die «Feinabstimmung für den Fokuspunkt». Damit wird es möglich, herstellungsbedingte Toleranzen bei den Objektiven auszugleichen. Bis zu 40 Objektive lassen sich über ihre Seriennummer registrieren. Anschliessend obliegt es dem Fotografen, mit aufwendigen Testaufnahmen das letzte Quäntchen aus der Linse herauszuquetschen.

Manuelle Fokussierung

Wenn manuell durch den Sucher fokussiert wird, muss die Schärfe allein mit Augenmass beurteilt werden. Im Gegensatz zu den Systemkameras mit ihren digitalen Suchern gibt es kein Fokus-Peaking, keine Suchervergrösserung oder andere Hilfe bei der Kontrolle der Schärfe. Wird hingegen der Spiegel hochgeklappt, kann zumindest auf dem Display ein Ausschnitt vergrössert werden, was die Beurteilung der Schärfe erleichtert. Ein vollwertiger Ersatz ist das jedoch nicht.

Motivprogramme und Bildstile

Auch bei den Motivprogrammen und Bildstilen darf man der EOS 70D ein Kränzchen winden. Sie decken die Themen «Portrait», «Sport», «Landschaft», «Makro», «Bewölkt» sowie Nachtaufnahmen mit und ohne Stativ ab. Jedes dieser Motivprogramme kann wiederum mein einem Bildstil kombiniert werden: «Neutral», «Lebendig», «Weich» usw.
Knackige Farben mit dem Bildstil «Landschaft»
Quelle: IDG
Da diese Bildstile wie bereits erwähnt frei anpassbar sind, kann die EOS 70D bis ins letzte Detail an die eigenen Vorlieben angepasst werden – zumindest, wenn im JPEG-Format fotografiert wird. Dazu gesellen sich noch einige Bildeffekte wie Weichzeichner, Fischauge usw. Wer’s braucht …

Das Kreuz mit den Kontrasten

Wenn es darum geht, hohe Kontraste zu erfassen, bietet die EOS 70D gleich drei alternative Ansätze.
HDR-Modus. Die Kamera nimmt in schneller Folge drei unterschiedlich belichtete Bilder auf und setzt sie zu einem neuen JPEG-Bild zusammen. Die Originalaufnahmen werden nicht gespeichert.
Belichtungsreihe. Die Funktion für jene, die alles gerne selber machen: Die Kamera schiesst bis zu 7 Bilder mit einer Abweichung von 1/3 Belichtungswerten und speichert diese auch als Raw-Dateien – genug Spielraum, um anschliessend in einer spezialisierten HDR-Software auch die kniffeligsten Lichtsituationen zu meistern.
Automatische Korrektur. Die nützlichste Funktion für den Alltag ist die automatische Korrektur, die für JPEG-Aufnahmen dauerhaft aktiviert bleiben kann. Dabei erkennt die Kamera automatisch Problemzonen in den Lichtern und Schatten und korrigiert diese selbständig.

Filmfunktion

Und dann ist da noch die aussergewöhnliche Filmfunktion, mit der sich die EOS 70D von der Masse abheben kann. Die maximale Auflösung beträgt 30 Bilder pro Sekunde in Full-HD (1080p). Ausgelöst wird die Aufnahme über die Filmtaste auf der Rückseite. Wie bei den SLRs üblich, muss dazu der Spiegel hochgeklappt und das Bild auf dem Display kontrolliert werden.
Die dedizierte Filmtaste klappt ausserdem den Spiegel für Live-View hoch
Quelle: IDG
Die EOS 70D fokussiert mit dem Kit-Objektiv flüsterleise. Der Ton wird in Stereo aufgezeichnet – entweder durch das eingebaute oder ein externes Mikrofon. Während der Aufnahme ist es möglich, die Schärfe durch ein Tippen auf das Display zu verlagern, was zu weichen Bewegungen und einer äusserst professionellen Wirkung führt.
Der Autofokus wird dabei präzise und ohne zu pumpen nachgeführt. Das ist auch dem Kit-Objektiv zu verdanken, das den Zusatz «STM» trägt, für «Stepper Motor Technology». Der Schrittmotor dieser Objektive ist speziell für Videoaufnahmen optimiert: einerseits leise, andererseits wird der Fokus in definierten Schritten weich angefahren.
Zu den Schwächen einer SLR gegenüber einem regulären Camcorder gehört der Zoom während der Aufnahme. Während die klassischen Camcorder die Brennweite gleichmässig über eine Wippe regulieren, bleibt das eine SLR verwehrt. Canon begegnet diesem Makel auf eine sehr kreative Weise. Der 3x- bis 10x-Videozoom kann über den Joystick auf der Rückseite bedient werden und erlaubt eine ruckelfreie Änderung des Bildausschnitts . Dabei wird das Bild aufbereitet, indem die Pixel des Sensors beschnitten und nur zur Not digital interpoliert werden.
Das Resultat sind butterweise Zooms, die qualitativ deutlich besser sind, als reine Digitalzooms. Bei langen Brennweiten kann allerdings bereits der Druck auf den Joystick dazu führen, dass das Bild wackelt – sogar dann, wenn die Kamera auf einem Stativ steht.
Kurz, für Video-Enthusiasten hält die EOS 70D eine Fülle von Möglichkeiten bereit.
Nächste Seite: Bildqualität



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.