Test: Fujifilm X-S10

Licht und Schatten

Die X-S10 kommt mit einigen Funktionen, die für eine höhere Ausbeute bei actionlastigen Fotos sorgt. Mit der «Pre-Shot»-Funktion werden bei halb durchgedrücktem Auslöser bis zu 10 Bilder pro Sekunde auf Vorrat aufgenommen; sobald der Auslöser durchgedrückt wird, speichert die Kamera bis zu 15 weitere Bilder ab. Dabei werden die Bilder so schnell in die Kamera gehämmert, dass das Zeitfenster relativ kurz ist und es immer noch ein wenig Gespür für den richtigen Moment braucht. Wird dann auch noch in der Qualitätseinstellung «RAW+Fine» fotografiert, ist die Kamera erst einmal eine Minute damit beschäftigt, die Fotos auf die Speicherkarte zu schreiben – oder auch länger, wenn die Karte nichts kann.
Leider ist der Modus nur sehr umständlich zu erreichen. Bevor der Pre-Shot-Modus in den Menüs aktiviert werden kann, muss zuerst vom mechanischen auf den digitalen Verschluss gewechselt und der «Drive»-Modus geändert werden! Wo es eigentlich nur einen Handgriff brauchen würde, konstruiert Fujifilm deren drei.
Der Auslöser selbst ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig, weil er sich schwammig anfühlt – sehr schwammig! Vor der ersten Aufnahme dachte ich, dass der Druckpunkt viel zu weich ist, bis ich merkte, dass ich dort noch längst nicht angekommen bin. Tatsächlich ist das jene Eigenschaft, die mich an der X-S10 am meisten stört, weil sie sich bei jeder einzelnen Aufnahme bemerkbar macht.

Filmsimulationen

Es gibt sie zwar genauso lange, wie die X-Serie selbst – aber kein Test ist vollständig, ohne dass die Filmsimulationen erwähnt werden. Sie sind das Erkennungsmerkmal der X-Serie schlechthin. Bei JPEG-Aufnahmen werden die Farben und Kontraste so manipuliert, dass die Anmutung der analogen Fuji-Filme entsteht. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die allgegenwärtigen Effekte im Instagram-Stil, sondern um subtile Anpassungen. Auch die Schärfe der Bilder bleibt unverändert hoch.
Ein und dieselbe Aufnahme mit verschiedenen Filmsimulationen: Sie lassen sich auch nachträglich in der Kamera auf RAW-Dateien anwenden
Quelle: PCtipp.ch
Die Auswahl ist über die Jahre und Modelle angewachsen. Heute sind nicht weniger als 18 Simulationen abrufbar; allerdings zählen dazu auch je vier Varianten für gewöhnliche Schwarzweiss-Aufnahmen mit Farbfiltern (Rot, Gelb, Grün, ohne) und die Simulation des legendären Acros-Films. «Sepia» wiederum ist ein Effekt, aber keine Filmsimulation.

Filmkorn

Ein ebenfalls sehr reizvoller Effekt ist das synthetische Filmkorn, das JPEGs weiter aufbretzelt. In den Menüs kann zwischen den Optionen «Aus», «Stark» und «Schwach» gewählt werden, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich schwankt die Intensität mit der verwendeten ISO-Einstellung – halt genauso, wie es bei einem analogen Film der Fall wäre. Das Filmkorn wirkt mit Acros besonders überzeugend, lässt sich aber auf alle Filmsimulationen anwenden.
Dieses Filmkorn ist übrigens nicht einfach ein netter Effekt, sondern kann Bilder in Grenzsituationen aufwerten. So erzeugt es auch an hoffnungslos unter- oder überbelichteten Stellen ein wenig Struktur, was die Bildwirkung deutlich verbessert, vor allem im Druck. Hier die Übersicht, mit ausgefressenen Lichtern im Himmel:
Ausgefressene Lichter: Die sind nicht mehr zu retten
Quelle: PCtipp.ch
Und hier der Unterschied zum digitalen Korn:
Das künstliche Filmkorn (oben) gibt dem Bild und dem Druck ein wenig Zeichnung, wo keine mehr ist
Quelle: PCtipp.ch

Capture One

Gerade die Filmsimulationen üben einen ungemeinen Reiz aus – doch leider sind sie nicht auf RAW-Dateien anwendbar. Das lässt sich ändern: In Zusammenarbeit mit dem Hersteller Phase One steht eine kostenlose Version des RAW-Converters «Capture One Express» zum Download zur Verfügung. Die «Fujifilm Edition» versteht sich allerdings nur mit RAW-Dateien aus Fujifilm-Kameras. Ausserdem wurde sie um einige wichtige Funktion beschnitten, ein Upgrade ist jedoch möglich. Hier finden Sie den ausführlichen Test zu Capture One 20 – inklusive einer Anleitung durch den Dschungel der verfügbaren Versionen.
Capture One gehört mit zu den besten RAW-Entwicklern auf dem Markt
Quelle: PCtipp.ch
Für mich ist Capture One einer der besten, wenn nicht der beste RAW-Converter überhaupt – aber da spielen bei jedem Fotografen die persönlichen Vorlieben mit. Jedenfalls kann die Software die begehrten Filmsimulationen auch auf RAW-Dateien anwenden:
Unter anderem lassen sich die Filmsimulationen mit einem Knopfdruck auf RAW-Dateien anwenden
Quelle: PCtipp.ch
Damit bleiben die Vorzüge von RAW erhalten, ohne dass man dabei auf die Filmsimulationen verzichten muss.


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