Ricardo MoneyGuard – die Fallstricke

Was ist MoneyGuard?

MoneyGuard ist ein Bezahldienst innerhalb der Auktionsplattform Ricardo. Statt Geld direkt von Person zu Person zu überweisen, übernimmt Ricardo eine Treuhänderrolle. Der bezahlte Betrag wird zunächst auf ein Sperrkonto einbezahlt und der Verkäufer davon in Kenntnis gesetzt. Freigegeben wird das Geld allerdings erst, wenn die Ware beim Käufer angekommen ist und von diesem für gut befunden wurde. Der Käufer hat dafür zehn Tage Zeit. Kommt es zu Uneinigkeiten, übernimmt Ricardo die Schlichtung via Kundendienst. Verhindert wird damit, dass ein Verkäufer das Geld erhält und dann keine oder mangelhafte Ware verschickt. Ein zusätzlicher Vorteil von MoneyGuard ist, dass beide Parteien keine heiklen Daten wie Telefonnummern austauschen müssen, um etwa Twint-Zahlungen zu verarbeiten. Die Zahlung läuft komplett via Ricardo. Klingt an sich gut, oder? Also, wo ist da der Haken?

Der respektive die Haken

  • Punkt eins:
    Bild 2: Angebote mit MoneyGuard sind prominent markiert
    Quelle: PCtipp.ch
    MoneyGuard ist nicht gratis. Die Kosten der zusätzlichen Sicherheit werden direkt an die Kundschaft weitergegeben, genauer gesagt an die Käufer. Diese bezahlen bei einem Angebot mit MoneyGuard einen prozentualen Aufschlag – laut Ricardo durchschnittlich zwischen 2 und 5,5 Prozent für die zusätzliche Sicherheit. Dabei gibt es eine Mindestgebühr von 50 Rappen für kleine Transaktionen. Der MoneyGuard-Zuschlag wird auf den Verkaufspreis des Händlers aufgeschlagen.
    Pikant: Diese MoneyGuard-Gebühr wird bei einer beanstandeten Transaktion nicht zurückerstattet. Verschickt also ein Verkäufer keine Ware, etwa weil er sich einen besseren Auktionspreis erhofft hatte, bekommt man zwar den Kaufpreis zurück, ist aber die MoneyGuard-Gebühr trotzdem los, Bild 2.
  • Punkt zwei: MoneyGuard ist (fast) obligatorisch. Eine einfache Methode, die Nutzer zu enervieren: Man führt einen kostenpflichtigen Dienst nicht nur ein, sondern macht ihn auch gleich zur Pflicht. Das ist bei MoneyGuard mehr oder weniger der Fall. Für Waren, die mit Karte oder Twint bezahlt und per Post versandt werden, ist die Funktion standard­mässig eingeschaltet und lässt sich auch nicht ausschalten. Da MoneyGuard im Nutzerkonto aktiviert ist, gilt das für alle Angebote und kann auch nicht punktuell deaktiviert werden. Einen möglichen Workaround finden Sie im Abschnitt «MoneyGuard umgehen».
  • Punkt drei: MoneyGuard ist toll für Käufer, stellt Verkäufer allerdings vor neue Probleme. So kann etwa ein Käufer bezahlen, die Ware erhalten, beanstanden und sich aus dem Staub machen, sobald das Geld zurückerstattet wurde. Grundsätzlich sollte Ricardo in solchen Fällen manuell einschreiten, was anhand der vielen Angebote auf der Plattform allerdings unrealistisch scheint, Bild 3. Weiter ist MoneyGuard nur für Transaktionen unter 5000 Franken möglich. Hier hat Ricardo bereits nachgebessert und die Limite von anfangs 1500 Franken markant erhöht.
    Bild 3: Die Angebote lassen sich nach «MoneyGuard» filtern
    Quelle: PCtipp.ch

  • Punkt vier: Ricardo ist bekanntlich selbst kein Treuhänder und setzt deshalb für MoneyGuard auf externe Hilfe. Die Abwicklung von MoneyGuard-Transaktionen wird über das niederländische Unternehmen Adyen durchgeführt. Das bringt primär Datenschutz­bedenken mit sich. Nicht alle Ricardo-Nutzer fühlen sich wohl, dass ihre Transaktionen im Ausland verarbeitet werden. Gerade der Schweizer Standort hat Ricardo in der Vergangenheit gegenüber ausländischen Konkurrenten wie eBay geholfen.



Kommentare
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Holzbock
07.07.2025
Und falls jemand durch den guten Artikel immer noch nicht genügend abgeschreckt ist, soll er einmal versuchen, aus den AGB von Adyen schlau zu werden (der Download des Dokuments umfasst sagenhafte 34 Seiten!!). Meines Erachtens nur in englischer Sprache verfügbar, und zwar in einem geradezu unglaublichen "Juristenenglisch": https://www.adyen.com/de_DE/legal/adyen-terms-and-conditions Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Schweizer Gericht so etwas als verbindlich für eine hiesige Vertragspartei akzeptieren würde - aber Adyen hat natürlich ganz zufällig einen Gerichtsstand am "passenderen" Ort Amsterdam vorgeschrieben (siehe AGB Ziff. 14.2). Ausserdem wird niederländisches Recht für anwendbar erklärt - Wahnsinn bei einem Vertrag zwischen (in der Regel) schweizerischen Parteien. Ich war knapp 25 Jahre lang mehrheitlich zufriedener Ricardo-Teilnehmer, aber als ich all das gesehen habe, war für mich der Fall klar: Sofort gekündigt. Immer noch unentschlossen? Dann vielleicht mal die Bewertungen von Adyen bei Trustpilot anschauen: https://ch.trustpilot.com/review/adyen.com Viel Spass!

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Teques
07.07.2025
Auch ich bin ein langjähriger Kunde bei Ricardo und ärgere mich zunehmend ab den stets höheren (fast schon unanständigen) Gebühren und den zusätzlichen "Nötigungen" wie MoneyGuard. Ich bin mittlerweile soweit, mich mit anderen Plattformen anzufreunden und glaube, bei der neuen Plattform "Orsetto.ch" eine zu beachtende Alternative gefunden zu haben.

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andreachrista
07.07.2025
Ich regte mich fürchterlich auf, als diese weitere (neben immer höheren Provisionen) Schikane aufploppte. Ich verkaufe und kaufe häufig über Ricardo. Money Guard kann man glücklicherweise ganz einfach abwählen, ich bin jetzt also wieder beschwichtigt.

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Holzbock
07.07.2025
@andreachrista Vielleicht haben Sie ja Insiderwissen oder sind besonders begabt, aber ich bin der Meinung, dass "MoneySchrott" seit Kurzem für alle obligatorisch ist (siehe zum Beispiel hier: https://www.beobachter.ch/magazin/konsum/ricardo-verargert-mit-gebuhren-779478). Wie auch im PCtipp-Beitrag gesagt, ist fast noch die einzige Abwahlmöglichkeit der Trick mit dem Selbstabholen. Wenn es so einfach wäre, den Mist abzustellen, wären kaum so viele Leute hässig über Ricardo und würden aktuell nach Alternativen wie zum Beispiel Orsetto.ch suchen.

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AuHa
07.07.2025
Ich zitiere einen Kommentar aus Inside Paradeplatz: Das war's dann wohl für mich bei ricardo. Hoffen wir, dass z.B. zaster.ch schnell auf die Beine kommt.

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Beni Arnold
07.07.2025
Ricardo ist grundsätzlich gut, aber beim Verkauf von Neuware bleibt wegen der 9–12 % Gebühren kaum Gewinn (Hinzu kommt noch Moneyguard). Deshalb nutze ich mittlerweile immer häufiger noch gleichzeitig Wodo.ch, wo ich meine Artikel dank der tieferen Gebühren teilweise bis zu 15 % günstiger anbieten kann.

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Holzbock
07.07.2025
Erfreulich, wie hier bisher weniger bekannte Alternativen genannt werden. (y) Ich hätte noch zwei weitere: - Liqwerk (https://www.liqwerk.ch/; hier dominieren Angebote aus Konkursen und anderen Geschäftsliquidationen) - AuctionShack (https://www.auctionshack.io/, offenbar von einem früheren Ricardo-Mann gegründet) Ja klar, auf solchen Plattformen läuft noch nicht so viel wie auf Ricardo zu seinen besten Zeiten - aber auch dieses hat mal klein angefangen (wer erinnert sich noch an die Ursprungsbezeichnung Auktion24? ;-) ).

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cantianet
07.07.2025
Auch ich finde MoneyGuard sehr unangenehm. Für kleine Kaufbeträge geht die Gebühr bis 50% (z.B. Kauf CHF 1.0, Gebühr 50 Rp). Ich bin ein seriöser Verkäufer und das kann leicht bei den Referenzen überprüft werden. Ricardo zwingt mich trotzdem, MoneyGuard ab CHF 1.0 zu nutzen, was total sinnlos ist. Die untere Limite sollte ab CHF 10.0 sein. Zudem fühle ich mich als seriösen Verkäufer diskriminiert. Ricardo unterstellt mir damit, ich könnte ein Betrüger sein. MoneyGuard hat mich richtig verärgert. Was ich auch perfid finde, dass der Käufer schon beim 1. Bieten die MoneyGuard-Option ABWÄHLEN muss und nachher nicht mehr abwählen kann. Seit Beginn bin ich kein Fan von MoneyGuard. Sinnvoll ist dieser Service nur für grössere Beträge und bei Verkäufern mit nur wenig Referenzen.

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budcher
07.07.2025
Ricardo tut alles dazu, dass man dieses Portal nicht mehr braucht. Sie erhöhen die Gebühren fast im Jahrestakt. Nun eben mit Moneyguard sogar beim Käufer. Sie sagen, das sei sicherer. ABER nicht für den Käufer. Sagt der Käufer ungerechtfertigt, dass was nicht stimmt, dann schaut der Verkäufer in die Röhre. Genau so passierte es mir auch mit Bewertungen. Beweisbar war die schlechte Bewertung falsch und Ricardo verweist auf den Käufer. ‚Liebes Ricardo‘: Mit diesem Ausnutzen der Marktmacht kann ich euch nur eine starke Konkurrenz wünschen.

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gucky62
07.07.2025
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Schweizer Gericht so etwas als verbindlich für eine hiesige Vertragspartei akzeptieren würde - aber Adyen hat natürlich ganz zufällig einen Gerichtsstand am "passenderen" Ort Amsterdam vorgeschrieben (siehe AGB Ziff. 14.2). Ausserdem wird niederländisches Recht für anwendbar erklärt - Wahnsinn bei einem Vertrag zwischen (in der Regel) schweizerischen Parteien. Diese AGBs sind nach CH recvht in diesne teilen schlichtweg ungültig. Wenn man in der Schweiz Verträge abschliesst, dann unterliegenden diese zwingend im Privatkundenbereich dem schweizerischen recht. Dazu kommt das der Gerichtsstand zwingend in CH sein muss und dazu noch der private Vertragspartner es immer in seinem Wohnort vor Gericht bringen kann. Dazu kommt das die Verträge in der Regel bei privaten in einer Landessprache formuliert sein müssen die am Erfüllungsort gesprochen wird. Weder NL Recht noch Gerichtsstand wird klappen,noch sidn die AGBs so gültig. Das sollte auch Rcardo wissen. Oder deren Rechtsanwälte sind unfähig. Gruss Daniel