Schweizer Händler reduzieren Belegschaft und Filialen

Meinung: Herzlich willkommen zum Anfang vom Ende

Die Bedingungen werden spürbar verschärft. Es wird gespart an allen Ecken und Enden. Die Gefahr: Qualität und Unabhängigkeit bleiben auf der Strecke. Ist der Preis noch das einzige Killerkriterium?
Stv. Chefredaktor: Daniel Bader
Quelle: PCtipp
Der Reihe nach: Natürlich haben die Händler, sprich Migros, Coop oder auch die deutsche Saturn-Media-Markt-Holding, immer ein schlagendes Argument: Niemand will draufzahlen, es geht ja um das grosse Ganze. Und: «Wenn man jetzt nicht handelt, wird alles noch viel schlimmer.» Schwierig, dem etwas entgegen zu setzen.
Die Kehrseite:
Zu bedenken gilt aber auch, dass bei all den Umstrukturierungen, die oft zulasten der Belegschaft gehen, die Qualität gewahrt bleiben muss. Wir sehen ein paar Dinge, die bei aller Neuaufstellung gut bedacht werden sollten, um es positiv zu formulieren. Und wir zählen mal auf, was wir derzeit im erweiterten E-Commerce-Umfeld sehen:
Wirklich unabhängig? Händler, die sich ein redaktionelles Umfeld aufbauen oder bereits aufgebaut haben, sei es in einer Print-Plattform als Heft oder auch online, sind und bleiben Händler. Diese wollen am Ende des Tages ihre Ware, sprich Produkte verkaufen. Und sie werden, wenn es ans Eingemachte geht, auch nicht davor scheuen, Leser und Kunden dorthin zu lenken, wo es sich für sie lohnt. Selbst wenn betont wird, dass sie redaktionell unabhängig arbeiten, bleibt doch immer ein fader Beigeschmack.

Die
derzeitige Stossrichtung der Schweizer Händler. Läden werden verschwinden oder zumindest deutlich reduziert. Dadurch wird auch der direkte Austausch mit dem Verkäufer spürbar abnehmen, weil schlicht weniger Personal zur Verfügung steht. Im Gegenzug wird man versuchen, dies mit Social-Media-Plattformen (KI-Tools, Video-Chats, Facebook, «X», Youtube-Kanäle, Blogs etc.) zu kompensieren. Der Ausgang? Ungewiss! Es wird viel davon abhängen, ob der Dienst im Detail auch von der «neuen» oder besser gesagt alten Kundschaft angenommen wird. Nur: Wenn jeder der grossen Händler dieses gleiche Ziel verfolgt und so handelt, stellt sich für uns die Frage:
Wo ist denn überhaupt noch ein signifikanter Unterschied? Etwa der Preis?
Warum sollte ich als Kunde folglich gerade zu Digitec, Interdiscount, Fust oder Media Markt gehen? Ist es etwa nur noch der Preis, der den Unterschied ausmacht? Wenn dem so ist und es doch nur noch einzig darum geht, wird das Ganze dann nicht ad absurdum geführt? Werden Händler  nur noch auf diese Komponente reduziert, hat das dann wirklich noch etwas mit Qualität zu tun?



Kommentare
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WalterA
14.11.2023
Bin ich einer der wenigen, der die Beratung zahlt? Aber es scheint so, in die Ausbildung wird zu wenig investiert. Einige Geschäfte machen sich selbst überflüssig. Sei es durch mangelndes Wissen oder durch ihr auftreten. Ich schätze ein Fachgeschäft, wenn ich als Kunde wahrgenommen werde und eine gute Beratung erhalte und er auch «da» ist, wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte.

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hpe05
14.11.2023
Digitec ist einer der ersten, die in meiner Welt die zahlungskräftigen Ü50 Kunden vergraulen. Kontakt zu denen: Nur via einen bsch... Chat oder ein noch besch... Kontaktformular. Keine Telefonnummer - nichts. Typisch - der Laden gehört ja Migros. Und da geher ich auch nicht mehr einkaufen. Es gibt noch kleine Fachhändler wie Tele locher in Dübendorf. Da bekomme ich alles, muss halt mal ein paar Tage warten, es ist teurer als beim Discounter doch bekomme ich dort etwas, auf das ich Wert lege: Service von kompetenten Menschen. Das bekommen werder Chatbots, noch KI, noch Produktbeschriebe hin. Im Internet kaufe ich längst nur noch Dinge, von denen ich weiss, dass es genau die sind, die ich brauche - z.B. ein Kabel. Nimmt man mir den persönlichen Service weg, so werde ich zum Verweigerer und meide solche Firmen.