Test: Fujifilm X-T1
Bildqualität
Wie ihre Geschwister kann auch die X-T1 mit einer Bildqualität aufwarten, die schwer in Worte zu fassen ist. Und wenn in Foren dieses Thema zur Sprache kommt, sind die Superlative nicht fern: umwerfend, ohnegleichen, fantastisch, Ich-bin-in-diese-Kamera-verliebt und so weiter. Tatsächlich liefern die neuen Fujifilm-Kameras etwas vom besten, was die APS-C-Klasse zu bieten hat – und das kommt nicht von ungefähr.
X-Trans-II-Sensor
Genau wie die neue X-E2 und die X100S ist auch die X-T1 mit dem Fujifilm-exklusiven X-Trans-Sensor der zweiten Generation ausgestattet, sodass sich alle drei Modelle qualitativ in nichts nachstehen. Der Sensor löst mit 16 Megapixeln auf. Ausserdem verwendet er bei der Farbfilter-Anordnung nicht das klassische Bayer-Muster, sondern eine eigene, 6x6 Pixel grosse Matrix. Dadurch sind in jeder Reihe des Sensors sämtliche RGB-Farbinformationen enthalten, was zu einer deutlich verbesserten Farbwiedergabe führt.

Das herkömmliche Bayer-Muster (links) und die 6x6-Matrix des X-TransSensors
Diese Anordnung simuliert ausserdem das zufällig angeordnete Korn analoger Filme. Damit lässt sich die Bildung von Moirés verhindern, die bei regelmässigen geometrischen Mustern auftreten können (zum Beispiel auf Kleidern). Deshalb verzichteten die Ingenieure auf einen vorgeschalteten Tiefpassfilter, der durch eine leichte Unschärfe solche Interferenzen reduziert; als direkte Folge sind schärfere Bilder möglich.
Fuji-Farben
Zu den Alleinstellungsmerkmalen der X-Serie gehören die Filmsimulationen, häufig auch «Fuji-Farben» genannt. Sie orientieren sich an der Farbgebung der analogen Fuji-Filme. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Retro-Effekte im Instagram-Stil, sondern um subtile Verschiebungen in der Farbgebung.
Die X-T1 bietet in den Standard-Einstellungen weiche, zarte und fast schon über-neutrale Bilder, die auf der Farbgebung des Fuji-Films «Provia» basieren. Zusätzlich kann die X-T1 neun weitere Filmsorten simulieren. Diese umfassen Fuji-Filme wie zum Beispiel den bunten «Velvia» oder den weichen «Astia». Natürlich fehlt auch eine Schwarzweiss-Umsetzung nicht, die wahlweise durch einen virtuellen Gelb-, Rot- oder Grünfilter ergänzt wird.
Diese Filmsimulationen gehören zu den besten Kaufargumenten für eine X-Kamera und sind für viele Interessenten noch wichtiger, als die Schärfe der Bilder. Wenn das Herbstlaub leuchtet, der Himmel strahlt und die Hauttöne einfach perfekt wirken, dann fühlt man sich in seiner Entscheidung für dieses System bestätigt.
Das Schöne an den Filmsimulationen ist, dass man sich an das Thema herantasten kann. Wer seinen eigenen Stil für die JPEG-Aufnahmen sucht, fotografiert im Raw-Format. Anschliessend kann die Aufnahme innerhalb der Kamera beliebig oft entwickelt werden, wobei sich die Filmsimulationen und alle anderen Einstellungen ändern lassen. Die fertigen Bilder speichert die X-T1 als JPEGs, so dass sie sich später am Rechner vergleichen lassen.
Bis vor kurzer Zeit wurde jeder Fujifilm-Fotograf vor die Wahl gestellt: Werden die Bilder in JPEG mit den tollen Filmsimulationen aufgenommen? Oder doch besser in Raw mit dem deutlich höheren Dynamikumfang? Diese Frage hat sich im März 2014 für Adobe-lastige Fotografen weitgehend erledigt. Die aktuelle Beta-Version von Adobe Camera Raw kann die Filmsimulationen auf Raw-Dateien anwenden, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Lightroom mitzieht. Plötzlich gibt es also «s’Füferli und’s Weggli». Mehr dazu lesen Sie hier. Alle anderen, die mit der Nachbearbeitung nichts am Hut haben, erfreuen sich an den hervorragenden JPEG-Dateien, die direkt von der Kamera geliefert werden.
Das «Kit-Zoom»
Von der X-T1 kann nur das nackte Gehäuse gekauft werden; unser Testgerät wurde jedoch mit dem Zoom 18-55 mm (ƒ2.8-4.0) geliefert. (Auf Kleinbild umgerechnet entspricht das einer Brennweite von 27-83 mm.)
Allerdings hüten wir uns, in diesem Fall von einem «Kit-Zoom» zu sprechen. Denn normalerweise steht dieser Begriff für einen billigen Flaschenboden, der vom Kamera-Hersteller in einem Akt der Gnade mitgeliefert wird – und den man vorzugsweise ignoriert.
Das Fujifilm-Zoom spielt jedoch in einer ganz anderen Liga. Es fühlt sich nicht nur hochwertig an, sondern überzeugt auch qualitativ. Bereits bei offener Blende liefert es in der Mitte gestochen scharfe Bilder und wird gegen den Rand hin höchstens ein wenig weicher. Bei einer mittleren Blende stellt sich dann der Wow-Effekt ein. Zusammen mit dem präzisen Autofokus entstehen knackige Bilder, die ohne jedes Nachschärfen vom Fleck weg begeistern. Feinste Härchen, Wimpern und Strukturen werden in den JPEG-Fotos so scharf und brillant abgebildet, dass einem die Lust auf RAW-Bilder fast gänzlich genommen wird:
Und hier der Crop:
Farbsäume sind praktisch inexistent, auch bei Raw-Aufnahmen – sie wurden also nicht einfach durch Software herausgerechnet. Das Bokeh ist bei Offenblende weich und gefällig. Aufgrund der maximalen Brennweite von 83 mm und einer maximalen Blendenöffnung von 4.0 ist es jedoch nur bedingt dazu geeignet, um bei Portraits den Hintergrund freizustellen.
Das Sahnehäubchen bildet der integrierte Bildstabilisator. Laut Fujifilm kompensiert er drei Belichtungsstufen. Das lassen wir so im Raum stehen und bestätigen, dass der Stabilisator ganze Arbeit leistet. Hier die Szene, die mit 1/8 Sekunde und einer leichten Tele-Brennweite von 79 mm (KB) aus der freien Hand aufgenommen wurde:
Und hier der Crop der beiden Bilder, aufgenommen mit und ohne Bildstabilisator. Die Wirkung ist nicht zu übersehen:
Kurz, wer dieses Zoom als Einstieg in das X-System wählt, kann nichts falsch machen. Dennoch soll erwähnt werden, dass die X-T1 jederzeit in alle Richtungen erweitert werden kann. Fujifilm treibt den Ausbau der X-Linie in einem bemerkenswerten Tempo voran. Obwohl das System gerade erst zwei Jahre alt geworden ist, umfasst die Auswahl hier und heute über ein Dutzend Objektive, weitere sind angekündigt.
Low-light-Aufnahmen
Wenn das Licht weniger wird, läuft die X-T1 zur Höchstform auf. Bis 6400 ISO kann wahlweise in RAW oder JPEG fotografiert werden. Alles, was darüber hinaus geht, wird nur noch als JPEG gespeichert. Auch hier überzeugen die Resultate auf der ganzen Linie. Bei 6400 ISO ist das Rauschen minimal und bei 12’800 absolut erträglich. Selbst bei 25’600 ISO ist das Rauschen weit unter dem Niveau, das man gemeinhin erwarten würde. Hier die schwach beleuchtete Szene im Überblick:
Und hier die Crops. Die leichte Unschärfe kam zustande, weil die Bilder aus der freien Hand mit Verschlusszeiten zwischen 1/5 und 1/25 Sekunde aufgenommen wurden:
Kurz, die X-T1 geht fast schon als Nachtsichtgerät durch.
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