Tests 19.03.2014, 08:16 Uhr

Test: Fujifilm X-T1

Der jüngste Spross der X-Serie nimmt die Profis ins Visier. Wie sich die X-T1 in der Praxis schlägt, verrät unser Test.
Die X-Serie von Fujifilm hat längst ihre Nische (und ihre Fans) gefunden. Die spiegellosen Systemkameras überzeugen durch mechanische Bedienelemente, gemischt mit einem Hauch von Retro. Vor allem aber bieten sie eine hervorragende Farbgebung und eine Bildqualität, die in der APS-C-Klasse zur ersten Liga gehört.
Mit der X-T1 wird die X-Serie nun am oberen Ende ausgebaut. Sie sieht zwar aus wie eine DSLR, doch es handelt sich um eine weitere spiegellose Systemkamera. Mit ihr wollen die Japaner jene Fotografen erreichen, die sich den Formfaktor einer DSLR wünschen. Das kann praktische Gründe haben, doch manchmal braucht es auch das Image, das einer solchen Kamera anhaftet: Wer als Profi mit einer Kompaktkamera eine Hochzeit fotografiert, wird schief angesehen –  ganz egal, wie gut die Bildqualität ist.
X-T1: Systemkamera, getarnt als DSLR

Der erste Eindruck

Die X-T1 wirkt kompakt, fast schon zierlich. Tatsächlich ist sie kaum grösser als ihre Schwester, die X-E2 – abgesehen vom markanten Sucher. Das gummierte Gehäuse liegt hervorragend in der Hand, was dem Wulst auf der Vorderseite und der Daumenauflage zu verdanken ist.
Abgesehen vom Sucher ist die X-T1 nur unwesentlich grösser, als die X-E2 (Bild: camerasize.com)
Der Slot für die Speicherkarte befindet sich auf der Seite, sodass die Karte auch dann gewechselt werden kann, wenn die Kamera auf dem Stativ montiert ist. Die X-T1 ist laut Fujifilm übrigens die erste Kamera, die mit SDXC UHS-II Speicherkarten kompatibel ist – und somit etwa die doppelte Schreibgeschwindigkeit liefern soll. Allerdings konnten wir das in Ermangelung einer solche Karte nicht testen. Mit einer SanDisk Extreme Karte (Klasse 10) schaufelte die X-T1 pro Sekunde 8 Raw-Fotos in sich hinein, bis die Kamera nach 21 Bildern ins Stocken geriet.
Bequemer Zugang zur Speicherkarte
Die Rückseite wird vom neigbaren 3-Zoll-Display dominiert, das mit 1.04 Millionen Pixeln auflöst. Es erlaubt Einblicke aus einem 90-Grad-Winkel von oben und einem 45-Grad-Winkel von unten – Aufnahmen in Bodenhöhe und über Menschenmassen hinweg sind also komfortabel machbar.
Klappdisplay

Der Sucher

Das erste Highlight liefert der riesige OLED-Sucher – übrigens der Beste, den wir bis anhin gesehen haben. Nur bei sehr schwachem Licht wird ein leichter Nachzieheffekt sichtbar. Im grellen Sonnenlicht wird der Durchblick für Brillenträger jedoch schwierig, da wegen dem grösseren Augenabstand im Sucher fast nichts mehr zu erkennen ist. In solchen Fällen bleibt nichts andere übrig, als die Brille wegzustecken und die Dioptrien am Sucher anzupassen. In «normalen» Situationen überwiegen jedoch die Vorteile: Die Schärfentiefe, die Belichtung, die Effekte und mehr lassen sich bereits vor der Auslösung kontrollieren.
Das praktische Q-Menü und der grosse Sucher prägen die Schokoladenseite der X-T1
Doch die Qualität der Abbildung ist nur die halbe Miete. Die schiere Suchervergrösserung von 0.77× erlaubt neue Darstellungsformen. So können beim manuellen Fokussieren gleichzeitig der Bildausschnitt und eine vergrösserte Ansicht des Fokuspunktes angezeigt werden; in kleineren Suchern wäre das kaum praktikabel. Und wenn die Kamera im Hochformat gehalten wird, drehen sich auch die Anzeigen. Warum war das nicht schon immer so?
Das Sucherbild in der normalen Ansicht (links) und mit gleichzeitiger Vergrösserung (Bild: Fujifilm)
Im Gegensatz zur X-E2 befindet sich das Okular jedoch nicht mehr ganz links, sondern nahe der Mitte, weil noch Platz für das ISO-Rad benötigt wird. Wer also linksäugig fotografiert, muss im Vergleich zur «kleinen» Schwester mit beengten Platzverhältnissen auf der rechten Seite leben – aber das wäre bei einer konventionellen DSLR auch nicht anders.

Der Blitz

Die X-T1 ist natürlich mit einem Blitzschuh ausgerüstet. Ausserdem wird der kleine Aufsteckblitz EF-X8 mitgeliefert, der direkt von der Kamera mit Strom versorgt wird. Er lässt sich nach oben und unten klappen und mit einer Handbewegung entfernen. Mehr noch: Als Masterblitz kann er eine ausgewachsene Blitzanlage steuern.
Der Blitz von vorne …
… und eingeklappt von der Seite

Wettergeschützt – zumindest teilweise

Das Gehäuse der X-T1 ist gegen Wind und Wetter geschützt, lies: Regen, Staub und Sand können ihr nichts anhaben. Die Kamera funktioniert ausserdem auch bei minus 10 Grad. Selbiges gilt für den optional erhältlichen Batteriegriff VG-XT1.
Nur die aktuellen Objektive machen leider nicht mit – sie sind so empfindlich wie alle herkömmlichen Linsen. Bis zum Ende des Jahres sollen jedoch drei wetterfeste Zooms das Sortiment in diese Richtung erweitern. Im Juni soll das XF 18-135 mm (ƒ3.5-5.6) erscheinen. Später folgen das XF 16-55 mm (ƒ2.8)  sowie das XF 50-140 mm (ƒ2.8). Alle drei Zooms sind mit einem optischen Bildstabilisator bestückt.
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