Test: Fujifilm X-Pro1

Draussen im Feld

Draussen im Feld

Im Feld punktet die X-Pro1 zuerst einmal mit ihrer angenehmen Grösse und den zugänglichen, griffigen Bedienungselementen. Der Blendenring sitzt genau am richtigen Ort; wer jedoch mit dem optischen Sucher arbeitet, muss ihn von unten bedienen, denn sonst befindet sich die Hand direkt vor dem Sucher. Die rechte Vorderseite ist ein wenig gar flach geraten. Wer sich mehr Halt wünscht, kann auf den optionalen Handgriff zurückgreifen, der jedoch das Gewicht der Kamera um spürbare 100 Gramm erhöht. Ausserdem fühlt sich die Kamera mit diesem Zusatz leider nicht so ergonomisch an, wie sie aussieht. Wer kann, sollte den Handgriff deshalb vor dem Kauf ausprobieren.
X-Pro1 mit montiertem Handgriff

Nur keine Eile!

Der Autofokus der X-Pro1 gehört definitiv nicht zu den schnellsten der Branche. Wer bis jetzt mit einer DSLR von Nikon oder Canon fotografierte, wird diese Gemütlichkeit am Anfang vielleicht ein wenig irritierend finden. Tatsächlich reicht das Tempo jedoch alleweil für die typischen Einsatzgebiete der X-Pro1: Reportage, Street Photography, Portraits, Schnappschüsse. Kaum jemand wird sich diese Kamera kaufen, um einem Rudel Windhunden nachzuhetzen. Wesentlich mehr stört, dass der digitale Sucher während der Fokussierung einfriert; hier sollte Fujifilm unbedingt mit einem Firmware-Update nachbessern.

Manuelle Fokussierung

Die manuelle Fokussierung sorgt für wesentlich mehr Diskussionsstoff. Die drei verfügbaren Objekte zur X-Pro1 lassen sich alle manuell fokussieren. Allerdings dreht man dabei nicht wirklich an einem Schneckengang; stattdessen werden die Linsen weiterhin elektronisch gesteuert. Dabei fühlt sich der Fokussierring ziemlich schwergängig an. Für die Fokussierung zwischen der nächsten Distanz und «unendlich» ist eine komplette Drehung des Fokusrings nötig, doch gefühlt sind es mindestens drei.
Ist die manuelle Fokussierung also ein Problem oder für diese Art von Kamera sogar ein K.O.-Kriterium? Das hängt allein von den Erwartungen des Fotografen ab. Ich habe mir das manuelle Fokussieren damals, beim Kauf der Minolta 7000, abgewöhnt. Wer darauf jedoch grössten Wert legt, sollte entweder diese Kamera meiden oder ein Fremdobjekt über einen Adapter anschliessen – dann kann sowieso nur manuell fokussiert werden. Solche Adapter findet man auf Ebay für fast jedes Objektivbajonett. Besonders schnell war die Firma Kipon, die alle wichtigen Objektivmarken mit der X-Pro1 verkuppelt. Die Preise für einen Adapter schwanken dabei zwischen 50 und 90 Franken.

Filmen

Die X-Pro1 filmt in Full-HD. Das klingt gut, doch tatsächlich lässt einem Fujifilm bei jeder Gelegenheit spüren, dass bewegte Bilder nicht die geringste Priorität geniessen. So liegt die maximale Bildrate bei 24 fps. Der Ton ist bestenfalls mittelmässig, eine Buchse für den Anschluss eines externen Mikrofons sucht man vergeblich. Und zu guter Letzt verzichteten die Designer auch noch auf eine dedizierte Aufnahmetaste. Stattdessen führt der schnellste Weg über die Fn-Taste – sofern man bereit ist, diese zu opfern. Kurz, im Gegensatz zu anderen High-End-Kameras sollte man sich bei der X-Pro1 nicht zu viel von der Filmfunktion erwarten.

Aufnahmearten

Die X-Pro1 bietet neben der Einzelbildaufnahme auch Serienbilder mit 3 oder 6 Fotos pro Sekunde. Eine Panoramafunktion schiesst automatisch eine Reihe von Fotos und setzt diese anschliessend zu einem Breitbild zusammen. Ebenfalls sind Reihenaufnahmen möglich, bei denen der ISO-Wert, die Belichtung, die Filmsimulation oder die Dynamik in drei Varianten geschossen werden.
Wenig Anlass zur Freude gibt die automatische Belichtungsreihe. Sie schiesst drei Bilder mit einer maximalen Abweichung von plus minus einer Blende – definitiv zu wenig, wenn man die HDR-Fotografie zu seinen Hobbies zählt. Doch auch hier besteht immerhin die Hoffnung, dass Fujifilm mit einer neuen Firmware nachbessert.

Die massgeschneiderte Kamera

Die X-Pro1 lässt sich bis ins Detail an «ihren» Fotografen anpassen. Dazu gehören nicht nur die frei konfigurierbaren Anzeigen im Sucher, sondern auch die Charakteristik der Bilder, wie zum Beispiel die Schärfe, der Kontrast, die Sättigung usw. Darüber hinaus bietet die Kamera bis zu 7 Speicherplätze, um verschiedene Einstellungen zu speichern und später abzurufen. Unverständlich hingegen bleibt, warum sich diese Zusammenstellungen nicht benennen lassen.
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