Fluss der Güter 24.08.2023, 11:20 Uhr

Amazon richtig nutzen

Amazon bietet einiges, was es hierzulande nicht gibt. Doch der Riese liefert vieles auch in die Schweiz. Mit diesen Tipps läuft alles wie am Schnürchen.

(Quelle: shutterstock)
Was sich bei der Bestellung im amerikanischen Shop nach einem guten Geschäft anhörte, kippt gerade ins Gegenteil: Der Pöstler behält das Päckchen als Pfand in seiner Hand, bis die Verzollung, die Gebühren und die Mehrwertsteuer beglichen sind. Kein Geld – kein Päckchen: Das lässt sich leicht merken.
Diese latente Bedrohung spüren viele, die im Ausland bestellen möchten – besonders dann, wenn der Inhalt des Pakets wertvoller ist als ein USB-Kabel aus Shenzhen, das den Zoll meist unbehelligt passiert. Zu den verlockendsten Einkaufstempeln im Ausland gehört amazon.de: Eine enorme Fülle an Produkten wartet nur auf ihre Entdeckung, der tiefe Euro sorgt für einen zusätzlichen Reiz.
Doch vor allem sind Produkte des täglichen Gebrauchs deutlich günstiger oder in der Schweiz gar nicht erhältlich. Die magnetischen Kabelbinder von Smart & Cool sind ein Hit und kosten knapp 16 Euro – für 20 Stück in 10 Farben. In der Schweiz konnte ich sie nicht finden, bei Amazon gibt es sie auf dieser Seite.
Kabelbinder und Küchenmagnete in einem: in der Schweiz offenbar nicht aufzutreiben
Quelle: PCtipp

Preisunterschiede: vergleichen lohnt

Andere Produkte wie jene von Nivea gibt es über Amazon oft zum halben Preis; dabei muss allerdings erwähnt werden, dass gerade diese Pflegeprodukte ein Paradebeispiel dafür sind, wie wir in der Schweiz über Gebühr zur Kasse gebeten werden.
Trotzdem sollten Sie auch bei Amazon nicht blind auf tiefere Preise vertrauen, sondern weiterhin vergleichen – denn manchmal fahren wir in der Schweiz besser. Das gilt besonders für PCs, Smartphones und ähnliche Produkte: Hier spüren wir den Verdrängungskampf «unserer» Discounter – und vor allem die tiefere Mehrwertsteuer.
Doch vor allem ist der Einkauf bei Amazon so einfach, als würden Sie dasselbe Produkt in der Schweiz bestellen – wenn Sie darüber hinwegsehen können, dass die Lieferzeit drei bis fünf Tage dauert, während das Paket bei Inlandsbestellungen oft am nächsten Morgen vor der Tür liegt. Hingegen gibt es keine bösen Überraschungen durch hohe Versandkosten, Nachrechnungen und Zollgebühren, wenn einige Punkte beachtet werden.
Tipp: Wenn Sie ein Gerät bei Amazon bestellen, wird es meistens mit einem Schuko-Stecker geliefert, der nicht in unsere Schweizer Steckdosen passt. Wenn das Netzkabel nur gesteckt ist, lässt es sich immerhin einfach durch ein anderes austauschen; ansonsten benötigen Sie einen Adapter, der dieser Schuko-Hässlichkeit noch eins draufsetzt und das ist nicht nach jedermanns Geschmack.

Preisumrechnung

Rufen Sie die Internetadresse amazon.de zum ersten Mal auf, werden Sie anhand Ihrer IP-Adresse als Besucher aus der Schweiz identifiziert (1). Das lässt sich jederzeit ändern, doch am einfachsten legen Sie gleich ein kostenloses Konto an, indem Sie am oberen Rand auf Hallo, anmelden klicken (2) und sich registrieren. Mit dieser geografischen Zuteilung ändern sich zwei Dinge: Zum einen wissen Sie ohne Umschweife, dass ein Produkt nicht in die Schweiz geliefert werden kann (3), doch dazu kommen wir gleich.
Amazon ermittelt aufgrund der IP-Adresse das Land des Besuchers
Quelle: PCtipp
Zum anderen werden die Preise angepasst. Sie sehen also bei jedem Produkt, was es effektiv kosten wird: ohne die deutsche, aber mit der Schweizer Mehrwertsteuer – und inklusive Verzollung.
Tipp: Die Preise werden weiterhin in Euro ausgewiesen – aber beim aktuellen Kurs läuft das nahezu auf eine 1:1-Umrechnung hinaus. Wenn Sie den deutschen Preis sehen möchten, klicken Sie links oben auf Liefern nach Schweiz und geben danach eine deutsche Postleitzahl ein, zum Beispiel 12587 für Berlin.

Der Lieferant

Abgesehen vom Preis ist die Zuständigkeit bei der Lieferung der wichtigste Aspekt, der im Auge behalten werden muss – denn Amazon ist nicht immer dafür verantwortlich. Am rechten Rand einer Produktseite sehen Sie, wer den Artikel verkauft und/oder liefert. Und hier wird es interessant, denn mehrere Kombinationen sind möglich.

Verkauf und Versand durch Amazon 

Oft kümmert sich Amazon um beides: Der Artikel wird von Amazon verkauft und verschickt. Damit ist gewährleistet, dass Amazon sowohl die Verzollung als auch die Abgeltung der Mehrwertsteuer übernimmt – und der Pöstler seinen Schrecken verliert.
Ein solcher Einkauf läuft genauso einfach ab wie bei einem Schweizer Onlinehändler. Fast alles, was Amazon direkt verkauft, wird auch in die Schweiz geliefert. Zu den Ausnahmen gehören unter anderem bestimmte Chemikalien, Lebensmittel, Medikamente oder Alkohol.
Der Idealfall: sowohl der Verkauf als auch der Versand erfolgen durch Amazon
Quelle: PCtipp

Händler mit Amazon

Oftmals wird ein Artikel nicht von Amazon verkauft, sondern von einem der angeschlossenen Händler. Der Versand erfolgt jedoch durch Amazon aus einem der riesigen Lager. In diesem Fall gelten dieselben Spielregeln, wie wenn Amazon selbst als Händler aufgetreten wäre – also auch bei den Versandkosten oder der Lieferung in die Schweiz.
Tipp: Unter einem Produkt sehen Sie den Verweis «Für Versand nach Schweiz qualifiziert», falls dem so ist. Oder lassen Sie die Ergebnisse gleich filtern: Geben Sie einen Begriff ein (1) und markieren Sie auf der linken Seite die Option Gratis-Versand durch Amazon (2).
Mit einem Filter wird alles ausgeblendet, was in jedem Fall Porto kostet
Quelle: PCtipp

Handel ohne Amazon

Hier ist Vorsicht geboten. Ein Händler verkauft seine Produkte über die Amazon-Seite und übernimmt auch den Versand. Das führt oft zu höheren Versandkosten – und in vielen Fällen läuft es darauf hinaus, dass der Händler gar nicht in die Schweiz liefert, weil der administrative Aufwand zu hoch ist. Die Mehrwertsteuer wird zwar automatisch draufgeschlagen; doch für die Importgebühren heisst es lediglich: «Es gelten die Richtlinien des Verkäufers». Hier sind also unangenehme Überraschungen nicht ausgeschlossen. Mehr zu solchen Fällen erfahren Sie direkt bei Amazon.

Spartipps

Bei Amazon gibt es mehrere Möglichkeiten, um die Bestellung zu optimieren respektive die Kosten weiter zu senken.

Versandkosten

Wenn für eine Bestellung Versandkosten anfallen, werden diese vor der Abrechnung angezeigt. Bei Händlern, die nicht über Amazon liefern, fallen sie fast immer an.
Hingegen entstehen bei Lieferungen durch Amazon nur Versandkosten, wenn der Gesamtwert einer Bestellung unter 45 Euro liegt; alles darüber wird gratis verschickt. Bücher sind seit jeher vom Porto befreit – egal, wie viel sie kosten.
Tipp: Wenn Sie bereits ein Amazon-Konto angelegt haben, können Sie Produkte im Warenkorb speichern und später aktivieren. Idealerweise halten Sie stets einige Artikel in Reserve, die Sie zwar bestellen möchten, aber nicht sofort brauchen. Diese werden vor dem Abschluss des Geschäfts einfach an- oder abgewählt (1). So greifen Sie jederzeit auf nützliches «Füllmaterial» zurück, um den nächsten Warenkorb auf 45 Euro aufzufüllen. Oder Sie setzen diese auf die Merkliste (2).
Artikel, die für später behalten werden sollen, lassen sich im Warenkorb abwählen oder auf die Merkliste setzen
Quelle: PCtipp
Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Bestellung in mehrere Pakete oder Lieferungen aufgeteilt werden muss, aus welchen Gründen auch immer. In solchen Fällen trägt Amazon die zusätzlichen Ausgaben.

Coupons und Rabatte

Manchmal sehen Sie neben einem Produkt die Option Coupon. Die Anwendung ist einfach: Kreuzen Sie das Feld an, damit dieser Betrag im Einkaufswagen abgezogen wird. Der Coupon wirkt sogar, wenn er von einem anderen Rabatt begleitet wird – so wie hier.
Coupons bieten zusätzliche Rabatte und müssen lediglich angeklickt werden
Quelle: PCtipp

Bezahlen mit Karte und auf Rechnung 

Amazon bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Einkauf zu begleichen. Das geht sogar so weit, dass selbst aus der Schweiz auf Monatsrechnung bestellt werden kann, was bei anderen Händlern fast nie möglich ist.
Um die Zahlungsmodalitäten zu klären, führen Sie den Mauszeiger am oberen Rand auf Ihr Konto und wählen Sie im Einblendmenü den Eintrag Mein Konto. Anschliessend erfassen Sie Bankverbindungen, erlauben Lastschriftverfahren oder hinterlegen Kreditkarten.
Zu den zahlreichen Bezahlungsmöglichkeiten gehört auch die Monatsrechnung
Quelle: PCtipp
Tipp: Mit einer Kreditkarte bezahlen Sie bei Amazon wahlweise in Euro oder Franken. Wählen Sie die Bezahlung in Franken, denn die Umrechnungskurse von Amazon sind sehr moderat. Hingegen greifen einige Kreditkartenherausgeber tief in die Tasche ihrer Kunden, wenn Beträge umgerechnet werden. Das gilt ganz besonders für einige Schweizer Gratis-Kreditkarten – also solche ohne Grundgebühr. Mit dem Franken sind Sie auf der sicheren Seite.

Rückgaben und Reparaturen

Dieses Thema bewegt spätestens dann, wenn teurere Produkte gekauft werden. Zwar geniessen der Service und die Kulanz von Amazon einen hervorragenden Ruf. Aber das ändert nichts daran, dass die Rücksendung aus der Schweiz deutlich komplizierter ist als die Bestellung; viel komplizierter, um genau zu sein. Und Amazon kann daran leider nichts ändern.
Wenn Sie ein Produkt zurückgeben oder reparieren lassen möchten, klicken Sie auf der Amazon-Website ganz oben auf den Bereich Warenrücksendungen und Bestellungen, um die letzten Lieferungen anzuzeigen. Klicken Sie neben dem Produkt auf die Schaltfläche Artikel zurücksenden oder ersetzen und durchlaufen Sie den Assistenten:
Wenn es zu Rücksendungen und Reparaturen kommt, wird es harzig – aber an Amazon liegt es nicht
Quelle: PCtipp
Sie erhalten für die Rücksendung ein nicht frankiertes Etikett sowie die «Commercial Invoice», die auf dem Paket angebracht wird, bevor es zur Post gebracht wird. Alle Gebühren müssen vom Kunden im Voraus erbracht werden. Anschliessend melden Sie sich beim Amazon-Kundendienst, damit Ihnen diese Auslagen zurückerstattet werden.
Kurzum, bevor Sie bei Amazon etwas kaufen, das Sie eventuell retournieren möchten oder bei dem eine Reparatur anfallen kann, sollten Sie diese Prozedur im Hinterkopf behalten – und vielleicht doch besser in der Schweiz bestellen.

Amazon Prime: 30 Tage geschenkt

Wenn Sie Ihre erste Bestellung aufgeben, bietet Ihnen Amazon wahrscheinlich einen kostenlosen Probemonat für die Prime-Mitgliedschaft an. Mit Prime sind auch kleine Bestellungen von den Versandkosten befreit. Cloud-Speicher für Fotos gehören ebenso dazu wie die hauseigenen Dienste «Prime Video», «Amazon Music» oder die kostenlosen Bücher und Zeitschriften via «Prime Reading».
Nur: Für Schweizer Kunden sind die Vorzüge wie Prime Video, Amazon Music oder Prime Reading aufgrund lizenzrechtlicher Beschränkungen nur eingeschränkt verfügbar. Auch sind kleine Lieferungen unter 39 Euro nicht automatisch von den Versandkosten befreit.
Trotzdem lohnt sich der Probemonat, denn Amazons Streamingdienst lockt vor allem mit Eigenproduktionen wie «Reacher», «The Boys» und natürlich «Die Ringe der Macht»: Die Serie, die sich an der Welt von «Herr der Ringe» orientiert, umfasst acht Episoden und hat angeblich 465 Millionen Dollar gekostet, was sie zur teuersten Serie aller Zeiten macht.
Die Eigenproduktionen von Amazon messen sich problemlos mit Netflix & Co.
Quelle: PCtipp
Das alles garantiert kurzweilige Unterhaltung – doch damit erschöpfen sich die Vorteile von Prime aus Schweizer Sicht. Wenn das genügt: Die Mitgliedschaft kostet € 8.99 pro Monat oder € 89.90 pro Jahr. Die 30-tägige Testphase für Neukunden ist gratis und jederzeit kündbar. Allerdings sind nicht alle Inhalte in der Schweiz verfügbar; um Lizenzprobleme zu vermeiden, brauchts ein reines Prime-Video-Abonnement, das via primevideo.com für Fr. 9.99 pro Monat abgeschlossen wird.

Fazit: ausprobieren

Amazon ist in der Schweiz nicht vertreten – und doch längst angekommen. Die Bestellungen und die Abwicklung unterscheiden sich kaum von einem heimischen Onlinehändler. Zwar ist nicht alles Gold, was glänzt, wie etwa die komplizierte Rückgabe oder das stark eingeschränkte Prime-Abo. Doch davon abgesehen, bildet Amazon eine interessante Ergänzung zu den etablierten Shops in der Schweiz.



Kommentare
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DenialSystem
27.08.2023
Sehr guter Artikel.